Versandapotheken

Weiblich, 45, kauft Nasenspray

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Berlin -

Im Lebensmittelhandel ist die Kassenzone besonders lukrativ: Eltern kennen die Produkte als „Quengelware“, Kinderlose kaufen dasselbe als „impulsstarke Süßwaren“. Dieses erfolgreiche Konzept haben Onlinehändler quasi seit Beginn in ihren Shops integriert: Kaufempfehlungen, Rezensionen und Angebotspakete warten an der virtuellen Kasse auf den Käufer. Häufig dienen die an Mindestbestellwerte gekoppelten Versandkosten als zusätzlicher Köder. Versandapotheken bilden hier keine Ausnahme. Der Anbieter Shop-Apotheke geht noch einen Schritt weiter und versorgt seine Kunden mit statistischen Informationen zu anderen Käufern.

Wie einschlägige Onlinemarktplätze verweist auch die Shop-Apotheke auf gängige Kombinationen: Wer Nasenspray von Ratiopharm in den Warenkorb legt, erhält als Kaufempfehlung Bronchoforton von Zentiva. Der Kombi-Tipp zum Hustenlöser ist weniger nahe liegend: Voltaren-Schmerzgel forte von Novartis. Mit einem Klick lassen sich jeweils gleich beide Arzneimittel in den Warenkorb schieben.

Die Shop-Apotheke zeigt außerdem zu jedem Artikel eine Statistik an: Die 20er-Packung Paracetamol von Hexal etwa wird in zwei von drei Fällen an Frauen verkauft. Das Durchschnittsalter liegt bei 43,838 Jahren, wobei mehr als die Hälfte der Käufer zwischen 30 und 49 Jahre alt war – die Statistik zur Altersverteilung ist fünfstufig.

Ausgegeben wird zudem die durchschnittlich bestellte Stückzahl, bei Paracetamol sind dies 1,842 Packungen, von dem oben genannten Nasenspray landen durchschnittlich sogar knapp vier Packungen im Warenkorb – Ausreißer und Spitzenwerte werden in der Statistik nicht ausgegeben. Es gibt allerdings einen Hinweis, dass „aus pharmazeutischen Gründen“ auch Stückzahlen gekürzt würden und die bestellte Menge nicht immer mit der tatsächlich abgegebenen Menge übereinstimme.

Die Daten für die Statistik zieht die Shop-Apotheke offenbar aus den Benutzerkonten. Bei der Anmeldung werden Geburtsdatum und Geschlecht als Pflichtangaben erfasst. Eine weitere Abfrage beim Kauf der Produkte gibt es nicht. Hier fließt als weitere Information anscheinend nur noch die Bestellmenge in die Statistik ein.

Laut Datenschutzbestimmungen werden personenbezogene Daten zur Abwicklung der Bestellung verwendet. „Wir richten unsere Datenverarbeitung an dem Ziel aus, nur die für eine sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung unseres Angebots erforderlichen personenbezogenen Daten zu erheben, zu verarbeiten oder zu nutzen“, heißt es. Persönliche Medikations- und Gesundheitsdaten würden ausschließlich für eine „gewissenhafte pharmazeutische Betreuung“ genutzt.

Da die 2001 durch den Kölner Apotheker Dr. Peter Weber gegründete Versandapotheke seit Ende 2009 zur Europa Apotheek Venlo gehört, gilt im Webshop niederländisches Datenschutzrecht. Heute gibt es in Mönchengladbach noch eine Postanschrift der Shop-Apotheke.

Kaufempfehlungen für weitere Produkte gibt es auch bei anderen Versandapotheken, häufig werden die Top-Seller angepriesen. Außerdem gibt es Kundenbewertungen, bei denen andere Patienten ihre Erfahrungen mit den Arzneimittel schildern – und teilweise Tipps zur Dosierung geben.

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