Schmerzzentrum: Keine Boni für Zur Rose Patrick Hollstein, 26.01.2015 11:38 Uhr
Eigentlich wollte sich das Schmerzzentrum Berlin nicht zu seiner Zusammenarbeit mit Zur Rose äußern. Für Auskünfte sei es noch zu früh, hieß es. Doch nach dem Bericht von APOTHEKE ADHOC über das Modellprojekt zum elektronischen Rezept stellt Geschäftsführer Dr. Jan-Peter Jansen klar: Weder gebe es Einschränkungen der freien Apothekenwahl noch Rx-Boni.
Zur Rose testet gemeinsam mit dem Schmerzzentrum sowie dem Softwarehersteller Clinpath und der Bundesdruckerei eine Technologie, mit der Verordnungen auf elektronischem Weg direkt an die Versandapotheke geschickt werden. Patienten können sich bei dem Pilotprojekt einschreiben und erhalten ausweislich einer Informationsbroschüre einen Bonus von einem Euro für jedes verordnete Arzneimittel.
Jansen dementiert: Niemals habe ein Patient einen Euro oder eine andere Vergütung für ein Rx-Rezept erhalten. „Durch ein Versäumnis des Schmerzzentrums standen auf der Website bedauerlicherweise völlig veraltete Formulare und Texte. Sie stammen aus einer Zeit, als im geringfügigen Maße Boni im Rx-Bereich möglich waren. Es handelt sich hierbei um reine Entwürfe, die nicht weiter verfolgt wurden, nicht zuletzt deshalb, weil der rechtliche Rahmen derartige Boni nun klar ausschließt.“
Die irreführenden Seiten wurden laut Jansen sofort von der Website entfernt und durch aktuelle Informationen für die Patienten ersetzt. „Selbstverständlich hat und behält der Patient das volle Wahlrecht, wir prüften und prüfen hier im Haus im Rahmen des Projektes lediglich (übrigens in verschwindend geringen Größenordnungen) die technische Machbarkeit. Die teilweise stark beleidigenden und ehrenrührigen Bemerkungen in den Kommentaren zu Ihrem Artikel beruhen sicherlich auf falschen Annahmen.“
Tatsächlich hat Jansens Team nicht nur die im Oktober 2012 beziehungsweise Juli 2013 erstellten Unterlagen zum Modellprojekt von der Website entfernt, sondern auch andere potenziell problematische Textbausteine. So hieß es bis vor kurzem im Menüpunkt Rezepte und Verordnungen: „Sollten Sie Ihr Medikament benötigen und uns dafür nicht aufsuchen können, dann haben wir auch eine Lösung. Wir senden Ihnen das Medikament mit Hilfe einer Versandapotheke gern nach Hause. Fragen Sie bitte nach den Voraussetzungen, um an diesem Service teilnehmen zu können.“ Der zweite Satz wurde mittlerweile gestrichen.
Dass das Angebot keineswegs aus längst vergangenen Zeiten stammt, zeigt ein Blick auf die Ergebnisse der „Patientenbefragung 2014“, die unter der Rubrik „Aktuelles“ zu finden sind. Dort fand sich bis vor kurzem ein Passus, der mittlerweile ebenfalls gelöscht wurde: „Welche Vorteile hat die Versandapotheke für mich“, lautete die Frage, auf die Jansen persönlich antwortete: „Wir versenden derzeit bis zu 300 Rezepte mit der Post. Ab sofort möchten wir Ihnen lieber die Medikamente nach Hause kommen lassen. Hier findet durch die Apotheke auch ein Interaktionscheck statt. Dies erhöht Ihre Sicherheit.“
Das Schmerzzentrum Berlin wurde 2005 von Jansen und Dr. Stephan Saschowa gegründet und ist mit insgesamt 15 Fachärzten nach eigenen Angaben eines der größten medizinischen Versorgungszentren (MVZ) für die Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzzuständen. Für die stationäre Schmerztherapie wurde 2012 als Tochterfirma die Schmerzklinik Berlin gegründet. Das Haus mit 22 stationären und 8 tagesklinischen Betten soll in den Krankenhausplan aufgenommen werden und damit 2015 in Betrieb gehen.