Versandapotheken

Vitalsana: Voltaren zum Kampfpreis

, Uhr
Berlin -

Die Großtube Voltaren forte für gerade mal 16,99 Euro: Vitalsana wirbt noch bis zum 3. August mit einer Plakataktion für den nur im Internet erhältlichen Sonderpreis. Sehr zum Ärger von Vor-Ort-Apothekern wie Hubert Neuser aus Lippstadt – ein großflächiges Werbeplakat steht unweit seiner Offizin.

Neuser traute seinen Augen nicht: Vor etwa zwei Wochen wurde Lippstadt mit Plakaten von Vitalsana bepflastert. „Weniger Schmerzen. Auch im Geldbeutel.“ Das versprach der im niederländischen Heerlen ansässige Versandkonkurrent auch in Sichtweite seiner Apotheke im Real-Markt. 180g Voltaren forte für 16,99 Euro ist selbst für Vitalsana ein Kampfpreis. 150g sind für 18,49 Euro, 100g für 14,99 Euro zu haben. Der sonst übliche Preis für die Menge wird auf der Website des Anbieters mit 27,75 Euro gelistet. „Sie sparen 38 Prozent“, verspricht Vitalsana. Der Bestellwert einer Aktionstube liegt über dem Mindestbetrag von 15 Euro und ist damit versandkostenfrei.

Interessant wird es beim Kleingedruckten auf dem Plakat: „Preisersparnis gegenüber dem Erstattungspreis der gesetzlichen Krankenkassen, falls verschrieben, abzüglich 5 Prozent Rabatt gemäß § 130 I SGB V“. Eine klare Irreführung des Verbrauchers, findet Neuser: „Voltaren forte ist apothekenpflichtig, aber nicht verordnungsfähig. Man darf so einen Preis nicht zugrunde legen, wenn das Mittel gar nicht von den Krankenkassen erstattet wird.“ Über die Verwendung des sogenannten AVP (Apothekenverkaufspreises) wurde verschiedentlich vor Gericht gestritten. Vereinfacht zusammengefasst: Eine Erklärung in der Fußnote wird von Gerichten akzeptiert, wenn sie korrekt aber gleichzeitig nicht zu kompliziert ist.

Der Apotheker vermutet ein Dumpingangebot und schaltete seine zuständige Außendienstmitarbeiterin des Herstellers GlaxoSmithKline ein. Sie wiederum leitete den Fall an die Rechtsabteilung weiter. Gottlob habe ihn keiner seiner Kunden auf die Aktion des Konkurrenten aus dem Internet angesprochen. Am 3. August sei er Spuk auch schon wieder vorbei, da ende die Aktion. „Aber wer weiß, wie lange das Plakat da noch hängt“, so der Apotheker.

Nicht viel Entgegenkommen signalisiert das Pharmaunternehmen: „Wir verstehen natürlich, dass lokale Apotheker ein Interesse haben, dass solche Aktionen eine Ausnahme bleiben“, so eine Sprecherin. „Allerdings liegt, wie Sie wissen, die Preishoheit bzgl. des Endverbraucherpreises ausschließlich beim Handel, in dem Fall bei Vitalsana.“ Das werde selbstverständlich akzeptiert.

Seit letztem Herbst gehört Vitalsana zu Ströer. Der Werbekonzern übernahm die Versandapotheke für 4,5 Millionen Euro. Nur wenige Wochen nach der Übernahme startete die Versandapotheke eine PR-Offensive. Schon damals wurden die großformatigen Plakate teilweise direkt vor Apotheken platziert.

So erwischte es die Falken-Apotheke in Hannover: An gleich zwei Litfasssäulen wurde für Thomapyrin geworben. 50 Prozent Ersparnis versprach Vitalsana nach dem Motto: „Bestellt. Geliefert. Gespart.“ Staffeldts Ehefrau Astrid zeigte sich überzeugt, dass die Versandapotheke einen Werbekostenzuschuss (WKZ) vom Hersteller bekommen hat. Ob auch GlaxoSmithKline die jüngste Voltaren-Offensive unterstützt, ließ sich bislang nicht in Erfahrung bringen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte