Versandapotheken

Rx-Boni: Jeder Vierte würde abwandern

, Uhr
Berlin -

Wo kaufen Patienten nach dem EuGH-Urteil ihre Rx-Medikamente? Diese Frage lässt auch die Pharmaindustrie nicht kalt. Der US-Pharmakonzern AbbVie hat 1000 Verbraucher telefonisch befragen lassen, warum sie auf Vor-Ort- beziehungsweise Versandapotheke setzen und wie sich ihr Verhalten durch Rx-Boni ändern würde.

78 Prozent der Befragten kaufen nach eigenem Bekunden ausschließlich in der Apotheke vor Ort. 12 Prozent gehen meist in der Apotheke um die Ecke, bestellen aber auch bei Versandapotheken. Weitere 6 Prozent kaufen Medikamente meistens im Internet, 2 Prozent ausschließlich. Weitere 2 Prozent machten keine Angaben.

Die wichtigsten Gründe für den Besuch in der Offizin sind bei denjenigen, die ausschließlich in der Apotheke vor Ort kaufen, die persönliche Beratung (29 Prozent), Bequemlichkeit und Nähe (19 Prozent), ein größeres Vertrauen (14 Prozent) und die schnellere Verfügbarkeit der Medikamente (12 Prozent). Sicherheitsbedenken (7 Prozent), geringer Bedarf an Arzneimitteln sowie der Erhalt von Apotheken und Arbeitsplätzen (je 5 Prozent) spielen eine untergeordnete Rolle.

Dagegen punkten Versandapotheken bei ihren Kunden vor allem mit dem Preis (73 Prozent). Nachrangig sind Bequemlichkeit und Lieferung nach Hause mit 12 beziehungsweise 10 Prozent. Die schnelle Lieferung (6 Prozent), Angebote und Rabatte (5 Prozent), die Unabhängigkeit von Ladenöffnungszeiten sowie das umfangreiche Sortiment (je 4 Prozent) sind weitere Argumente, die für den Kauf im Internet sprechen.

Allerdings kaufen 93 Prozent der Kunden von Versandapotheken ausschließlich rezeptfreie Medikamente im Internet. Nur 17 Prozent bestellen auch Rx-Arzneimittel im Internet.

Das könnte sich aber ändern, wenn Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente im Versandhandel zur Gewohnheit werden. Zwar würden 69 Prozent derjenigen Verbraucher, die bislang der Apotheke vor Ort treu waren, ihr Kaufverhalten nicht ändern. Jeder Vierte würde aber nach eigener Einschätzung unter neuen Vorzeichen im Internet bestellen. Damit würde der Anteil der Kunden, die regelmäßig oder zumindest gelegentlich bei Versandapotheken kaufen, auf 40 Prozent steigen.

Für die Kunden der Versandapotheken würde sich überwiegend nichts ändern: 61 Prozent würden weiter so bestellen wie bislang, 36 Prozent würden häufiger im Internet einkaufen.

Unter dem Strich sehen 34 Prozent eher Vorteile, wenn Versandapotheken Rabatte gewähren dürfen und Verbraucher Geld sparen können. Für 55 Prozent überwiegen die Nachteile: Langfristig könne es weniger Apotheken geben, so die Befürchtung. Dies deckt sich mit einer Allensbach-Erhebung aus dem Dezember.

Eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) war dagegen zu dem Ergebnis gekommen, dass nur 46 Prozent bereits von dem geplanten Rx-Versandverbot gehört haben und nur 17 Prozent von ihnen erklären können, um was es dabei überhaupt geht. Über den Sachverhalt aufgeklärt, bewerteten laut BVDVA 71 Prozent das geplante Rx-Versandverbot als nicht zeitgemäß; lediglich 28 Prozent der Befragten seien dafür.

Laut der aktuellen AbbVie-Umfrage wünschen sich je 84 Prozent der Befragten von den Apotheken vor allem Wohnortnähe und persönliche Beratung. Fälschungssicherheit und Notdienst sind mit je 79 Prozent ebenfalls wichtige Aspekte bei der Arzneimittelversorgung. Hinweise auf Wechselwirkungen wollen 72 Prozent. Die finanziellen Vorteile sind nachrangig: 56 Prozent wollen von der Zuzahlung befreit werden, 42 Prozent wollen Rabatte auf Arzneimittel. In einer repräsentativen Zufallsstichprobe wurden von Kantar Emnid im Zeitraum vom 29. bis 30. November insgesamt 1004 telefonische Interviews durchgeführt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Fokus auf Mengen“
Bayer plant OTC-Offensive
Mindestens 80 Prozent der zusätzlichen Kosten
Abwasser: EU-Pharmafirmen müssen sich beteiligen
Mehr aus Ressort
Verbandsmitglieder sollen zahlen
Gedisa will weitere Millionen von Apotheken
Geschäftsführer geht in Ruhestand
Abschied nach 33 Jahren: Morstein verlässt ADG

APOTHEKE ADHOC Debatte