Die Versandapotheke DocMorris hält trotz gerichtlichem Verbot an ihrem
neuen Bonusmodell fest. Bis zu 15 Euro Prämie kassieren Kunden, wenn sie
an einem Arzneimittelcheck teilnehmen. Die Apothekerkammer Nordrhein
hatte bereits Anfang Dezember vor dem Landgericht Köln eine einstweilige
Verfügung gegen DocMorris erwirkt. Weil die Versandapotheke die Prämie
weiterhin anbietet, hat die Kammer nun einen Antrag auf Ordnungsgeld bei
Gericht gestellt.
Mit der AMG-Novelle hat der Gesetzgeber ausländische Versandapotheken endgültig an die deutschen Preisvorschriften gebunden. DocMorris darf daher keine Rx-Boni im großen Stil mehr anbieten. Die Versandapotheke hatte zum Inkrafttreten der Novelle auf die Prämie umgestellt.
Um diese zu erhalten, müssen die Kunden bei der Bestellung rezeptpflichtiger Arzneimittel einen Fragebogen ausfüllen. Je nach Medikament beziehungsweise Erkrankung steigt die Geldprämie: Für Rezepte zu akuten Erkrankungen oder der Pille gibt es bis zu 7,50 Euro, bei Diabetes, Hypertonie oder anderen chronischen Erkrankungen bis zu 12 Euro. Den Höchstsatz von 15 Euro können Patienten erhalten, die Rezepte zu Parkinson, HIV, Multipler Sklerose oder Krebs einreichen.
Die Erklärung für diese eigenwillige Preisstaffel liefert DocMorris in einem kleinen Comicfilm auf der Homepage: Bei schwereren Erkrankungen dauere die Patientenbefragung in der Regel länger, so das Argument. Kritiker sehen dagegen eher einen Bezug zu den Kosten der verschriebenen Medikamente.
DocMorris versteht das Konzept als Stärkung der Arzneimittelsicherheit. Schließlich könnten über den Arzneimittelcheck Wechselwirkungen aufgedeckt werden. Die Versandapotheke führt außerdem rechtliche Vorgaben der niederländischen Gesundheitsbehörden ins Feld.
Das Erklärvideo von DocMorris weist zwar auch auf die verbesserte Beratung hin, im Vordergrund steht aber der monetären Aspekt für die Kunden: „Sichern Sie sich jetzt Ihre Geldprämie“, heißt es dort, oder: „Bei DocMorris können Sie Ihre Gesundheitskosten senken. Denn bei Rezepteinsendungen erhalten Sie von DocMorris eine Prämie.“
Zudem können die Kunden auf dem Fragebogen auch ankreuzen, dass sich an der schon bekannten Medikation nichts geändert hat. Die Prämie gibt es auch, wenn der Arzneimittelcheck telefonisch durchgeführt wird. Sind 30 Euro zusammengekommen, kann sich der Patient den Betrag auf sein Konto überweisen lassen.
Die Apothekerkammer Nordrhein sieht in dem Konzept eine Umgehung des Boni-Verbots. Da DocMorris trotz einstweiliger Verfügung auf Zeit spielt, hat die Kammer ein Ordnungsgeld beantragt. Das Landgericht Köln hat diesbezüglich noch keinen Beschluss gefasst. Bleibt das Gericht nach einer Anhörung der Versandapotheke bei seiner ersten Einschätzung, könnte DocMorris für jeden nachgewiesenen Verstoß zur Kasse gebeten werden.
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