Randnotiz

Versandapotheken: Rotes A trifft grünen Daumen

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Berlin -

Deutschland braucht Versandapotheken, finden die Versandapotheken. Acht Argumente trägt der Branchenverband BVDVA vor, die sich aus seiner Sicht nicht negieren lassen. Ein neuntes Kriterium hat es nicht in die Shortlist geschafft – verdient laut Verbandschef Christian Buse aber trotzdem besondere Beachtung.

Digitalisierung und Diskretion sind zwei der Schlagworte, die sich die Versandapotheken auf die Fahne schreiben. Erfindergeist bei der Preiskalkulation sowie Barrierefreiheit zwei weitere. Dass Versandapotheken etabliert sind, ist genauso unbestritten wie irrelevant. Dasselbe gilt für die moderne Beratung via Chat – der BVDVA behauptet jedenfalls nicht, dass diese besser ist als das Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Ob die Branche tatsächlich mehr Arbeitsplätze schafft als sie gefährdet, darf bezweifelt werden. Und auch ob das Verschicken von Päckchen ein Beitrag zur flächendeckenden Versorgung ist, bleibt Auslegungssache.

Auf die Idee mit der Ökobilanz könnte Biggi Bender gekommen sein. Die ehemalige gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen hat bekanntlich als Moderatorin beim BVDVA einen beruflichen Neustart hingelegt. Vielleicht kam der Gedanke auch von Politikberater Udo Sonnenberg – frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Ein Schuhkarton für ein Nasenspray, dazu regelmäßige Flyer und Kataloge. Ein Problem für umweltbewusste Verbraucher, aber kein Problem für den BVDVA. Angesichts der geringen Retourenquoten könnte doch der Versandhandel der Offizin mit ihren zahlreichen Stromfessern überlegen sein.

„Wer Arzneimittel in der Apotheke mit dem Auto abholt, braucht oft mehr Energie als bei der Online-Bestellung; insbesondere, wenn zwei Wege notwendig sind: die Bestellung und die Abholung“, schlussfolgert der BVDVA. Da treffe es sich gut, dass einer der Hauptlogistiker für die deutschen Versandapotheken, die DHL, zunehmend Elektrotransporter einsetze und schon heute die größte Elektroflotte Europas betreibe. „Somit stärkt jeder, der Arzneimittel online bestellt, die Null-Emissionen-Logistik und trägt zum sinkenden Geräuschpegel auf den innerstädtischen Straßen bei.“

Für den BVDVA ist klar: „Wer bei dem ‚roten A‘ Medikamente bestellen möchte, kann sein ‚grünes‘, umweltbewusstes Denken in die Tat umsetzen – indem er das Auto stehen lässt, online bestellt und zugleich noch mehr Zeit für Familie, Hobbys oder Sport hat.“

Verbandschef Buse fasst noch einmal zusammen: „Bei ihren Kaufentscheidungen achten immer mehr Menschen auf Umweltaspekte. Versandapotheken bieten mit einem auf Elektromobilität setzenden Logistikdienstleister auch Vorteile beim Umweltschutz – neben einem Vollsortiment, guter Beratung und Komfort“, sagt Buse.

Anzufügen wäre noch, dass ökologische Aspekte schon häufiger bemüht wurden, wenn es in der politischen Debatte gegen die Apotheken ging. 2009 verstiegen sich die niederösterreichischen Ärzte zu der Behauptung, der Botendienst der Apotheker belaste nur unnötig die Umwelt. „Es ist geradezu ein ökologischer Wahnsinn, in Zeiten notwendiger Kohlendioxideinsparungen solche Dienste auch nur anzudenken“, mahnte Dr. Gerhard Imb, seinerzeit zuständiger Hausapothekenreferent der Ärztekammer. Logische Schlussfolgerung: „Es ist vom Service her unschlagbar, wenn bei einer Visite die notwendigen Arzneimittel dem Patienten sofort zur Verfügung gestellt werden können.“

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