Bei Zur Rose geht es Schlag auf Schlag: Nachdem im Juni die Unternehmerfamilie Frey über ihre Beteiligungsfirma Corisol für 20 Millionen Franken (18,5 Millionen Euro) zunächst 13,3 Prozent des Aktienkapitals übernommen hatte, wird jetzt die zweite Tranche vollzogen. Corisol zahlt noch einmal 20 Millionen Franken und hält nach Abschluss 22 Prozent der Anteile.
Anfang des Jahres hatte Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, gezielt Investoren angesprochen. Benötigt wurden rund 30 Millionen Franken – fast 40 Prozent der bisherigen Kapitalisierung. Mit Corisol fand Oberhänsli einen Investor, der bereit war, den Weg mit ihm zu gehen. Im Sommer wurde die erste Tranche überwiesen, für das Erreichen bestimmter Meilensteine war eine zweite Kapitalerhöhung vorgesehen. Auf diese Weise sollten noch einmal 18 bis 24 Millionen Franken eingesammelt werden.
Die Meilensteine könnten das EuGH-Urteil zu Rx-Boni und die Entscheidung über Fördermittel aus dem Innovationsfonds gewesen sein. In Luxemburg standen nach den Schlussanträgen von Generalanwalt Maciej Szpunar die Zeichen für die Tochterfirma DocMorris auf Grün – tatsächlich folgten die Richter in einem denkwürdigen Urteil der Empfehlung. Bei Innovationsausschuss kassierte Zur Rose dagegen eine Abfuhr: Der Antrag auf eine Geldspritze in Höhe von 24 Millionen Euro wurde abgelehnt.
Nach der neuerlichen Geldspritze ist die Kriegskasse von Zur Rose aufgefüllt. „Mit den Mitteln der Kapitalerhöhung haben wir die nötige Flexibilität, um die Chancen im dynamischen Marktumfeld zu nutzen und unsere europäische Marktführerschaft im Arzneimittelversand forciert auszubauen, so Oberhänsli.
Schon im kommenden Jahr könnte bei Zur Rose die nächste Finanzierungsrunde folgen. Im Dezember 2017 wird eine Anleihe über 50 Millionen Franken zur Rückzahlung fällig, die Zur Rose 2012 begeben hatte, um DocMorris kaufen und integrieren zu können. Bei einem Zinssatz von 4 Prozent muss die Gruppe Jahr für Jahr knapp 1,7 Millionen Franken erwirtschaften, um die Gläubiger bedienen zu können. Beobachtern zufolge denkt man bei Zur Rose über einen Börsengang analog zum Konkurrenten Shop-Apotheke nach.
Bislang werden die Anteilsscheine von Zur Rose nur in der Schweiz über drei Banken gehandelt. Zu den rund 2200 Aktionären gehören längst nicht mehr nur Mediziner. Corisol ist aber der bislang einzige Großaktionär; im Vorfeld der Kapitalerhöhung musste eigens die Satzung geändert werden. In der Vergangenheit durfte kein Aktionär mehr als 3 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinen.
In den kommenden Jahren werden die Anteilseigner keine Dividende erwarten können: Oberhänsli hat bereits erklärt, dass Zur Rose bis 2019 nicht auf die Ertragsseite schauen, sondern in Wachstum investieren werde. In Deutschland steht der Rx-Versandhandel im Fokus. In der Schweiz hatte Anfang August der erste Flagshipstore eröffnet.
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