Versandapotheken haben ihre Logistik in den vergangenen Jahren optimiert. Die Lager werden technisch hochgerüstet und weitestgehend automatisiert. Die Schwachstelle bleibt die Zustellung: Wenn der Kunde nicht angetroffen wird, kommt das Arzneimittel zu spät. Die Berliner Versandapotheke Aponeo beteiligt sich deshalb an einem DHL-Projekt, bei dem die Pakete im Kofferraum von parkenden Autos hinterlegt werden.
DHL Paket und der Autohersteller Smart hatten bereits im Juli ein gemeinsames Pilotprojekt vorgestellt: Smart-Besitzer können ihre Autos als mobile Lieferadresse für ihre Paketsendungen nutzen. Die sogenannte Kofferraumzustellung wurde zunächst in Stuttgart getestet, jetzt kommen weitere Pilotregionen dazu. In Berlin zählt Aponeo zu den Partnern des Pilotprojekts. Der Start soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Das Ganze funktioniert – wie könnte es anders sein – mit einer App: Der Fahrzeughalter generiert für die Online-Bestellung eine einmalig gültige Transaktionsnummer (TAN). Im Online-Shop wird diese schon bei der Bestellung im Feld „c/o“ der Empfängeradresse hinterlegt. Der Zusteller von DHL wird per Smart-App über den gewünschten Lieferort informiert und erhält in einem bestimmten Zeitraum einmalig Zugang zum Fahrzeug. Das Auto muss allerdings in der Nähe der Heimatadresse geparkt sein.
Der DHL-Fahrer erhält nur Zugang zum Kofferraum. Die Smarts müssen entsprechend umgerüstet werden, was in der Beta-Phase kostenlos ist. Beim Autohersteller läuft das Konzept unter dem Titel „ready to drop“. Der Zusteller kann sowohl Pakete einlegen, als auch Retouren mitnehmen. Mit dem Verschließen des Fahrzeugs erlischt die Zugangsberechtigung. Der Besitzer des Fahrzeugs erhält dann eine Push-Nachricht, dass sein Paket im Kofferraum liegt.
Sorgen wegen der Temperaturführung macht man sich bei Aponeo nicht: Die Kofferraumzustellung erfolgt zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens, so dass es im Auto nicht zu heiß sein dürfte. Bei extremen Temperaturen würden bestimmte Modelle ohnehin nicht angeboten, erklärt Harmut Deiwick, kaufmännischer Leiter der Versandapotheke. Das betrifft heute unter anderem schon die Belieferung der Pack-Stationen von DHL.
Aponeo hat zum Thema eigens eine Umfrage von Yougove durchführen lassen. Die Mehrheit der 2105 befragten Verbraucher zeigte sich demnach skeptisch: 71 Prozent gaben an, sie würden eine Kofferraumzustellung nie nutzen. Doch immerhin 18 Prozent könnten sich dies als Ergänzung zur normalen Zustellung zumindest vorstellen. Und 5 Prozent sind laut Umfrage von der Idee so überzeugt, dass sie sie immer nutzen würden.
Aponeo arbeitet seit einigen Jahren daran, die Zustellung zu verbessern. 2013 wurde die Expresslieferung für Kunden in Berlin eingeführt: Wer bis 12 Uhr bestellt, bekommt die Ware seitdem am Abend nach Hause geliefert. Kunden in anderen Städten können sich seit 2014 ab dem Folgetag einen Wunschtermin für die Belieferung aussuchen. Seit anderthalb Jahren gibt es zudem für Berliner Kunden die Möglichkeit, telefonisch verschreibungspflichtige Medikamente zu bestellen. DHL holt das Rezept dann ab, bringt es zu Aponeo und liefert die Ware noch am selben Abend aus.
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