Versandapotheken

DocMorris kauft Rechenzentrum

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Berlin -

Dem Rufe des Geldes folgend, schicken seit dem EuGH-Urteil mehr Patienten ihre Rezepte in die Niederlande. Das bedeutet für die EU-Versandapotheken mehr Aufwand bei der Abrechnung. DocMorris und die Europa Apotheek hatten sich gewappnet und im Februar 2016 das Rechenzentrum König übernommen.

Als Ralf Däinghaus um die Jahrtausendwende mit DocMorris durchstarten wollte, benötigte er jemanden, der für ihn die Rezepte abrechnete. Dass die standeseigenen Rechenzentren dafür kaum in Frage kamen, dürfte Däinghaus schnell klar gewesen sein. Also wandte er sich im Jahr 1999 an das Systemhaus König IT-Systeme. Die 1997 gegründete Firma aus Gottmadingen entwickelte damals unter den Marken Resa und Reza Software für private Rechenzentren und vertrieb außerdem Scanner sowie Sortieranlagen.

Firmenchef Edwin König versuchte zunächst, Däinghaus an einen seiner Geschäftspartner zu vermitteln: „Kein deutsches Rechenzentrum wollte mit DocMorris abrechnen“, erinnerte er sich später.

Däinghaus habe aber nicht locker gelassen, und so habe er sich schließlich bereit erklärt, die Abrechnung vorerst selbst zu übernehmen, so König. Die notwendige Technik habe er schließlich im Haus gehabt. Aus der Notlösung wurde ein fester Auftrag und eine jahrelange Zusammenarbeit.

Auf Empfehlung von DocMorris kam im Jahr 2003 auch die Europa Apotheek Venlo (EAV) zu König. Auch andere Versandapotheken lassen oder ließen ihre Rezepte in Gottmadingen abrechnen, darunter die Apotheek Nieuweschans (Apons). Gespräche gab es dem Vernehmen nach auch mit dem Softwarehaus Pharmatechnik, das dann aber für sein Digitales Rezeptzentrum mit dem Schweriner Apothekenrechenzentrum (SARZ) kooperierte.

Die eigenen Systeme zur Rezepterfassung und -abrechnung stellte König genau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Versandapotheke ein. „Der Workflow unterscheidet sich schon von normalen Apotheken, etwa bei den Finanz- und Warenströmen. Zum Beispiel holen wir die Rezepte zweimal wöchentlich ab“, sagte König 2010 im Interview mit APOTHEKE ADHOC. „Keiner kennt die Versandapotheken so gut und so lange wie wir“, lautet noch heute der Slogan des Unternehmens.

Für DocMorris hatte die Zusammenarbeit auch schon in besonderer Hinsicht einen Nutzen: Von der Apothekerkammer Nordrhein gegen die Versandapotheke erwirkte Ordnungsgelder konnten wegen der Abtretung nicht vollstreckt werdenund verjährten schließlich. Abgerechnet wird nach Firmenangaben in der Regel noch am Tag der Anlieferung. 2014 summierte sich das Abrechnungsvolumen auf rund 600 Millionen Euro, rund zwei Dutzend Mitarbeiter sind in Gottmadingen beschäftigt.

Allerdings zeichnete sich ab, dass König, Jahrgang 1951, nicht ewig weitermachen würde. Dem Vernehmen nach hatte sich DocMorris bereits vor einigen Jahren die Rechte gesichert, seinen langjährigen Partner irgendwann übernehmen zu können.

Im Februar 2016 war es soweit: Zur Rose als Mutterkonzern von DocMorris und die Holding der Europa Apotheek übernahmen jeweils 50 Prozent der Anteile an König. Der Firmengründer verabschiedete sich, für ihn kam als Geschäftsführer Hermann Schallenmüller an Bord.

Schallenmüller brachte genau das richtige Rüstzeug mit: Ab 2001 verantwortete er beim Rechenzentrum VSA den Vertrieb, ab 2006 war er auch in der Geschäftsführung. 2010 ging er zunächst zum Softwarehaus Pharmatechnik, dann zum Konkurrenten CompuGroup Medical (Lauer-Fischer). Ab 2011 war er schließlich ein Jahr lang Geschäftsführer der Versandapotheke Vitalsana. Bevor er zu König geholt wurde, leitet er drei Jahre lang das auf Schmerztherapie spezialisierte Fortbildungsinstitut und Versandhaus Liebscher & Bracht.

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