Versandapotheken

DocMorris: Warten auf die Rx-Wende

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Berlin -

Cash auf Rezept und TV-Werbung zum Trotz: Die Rx-Wende lässt bei DocMorris auf sich warten. Im vergangenen Jahr brachte das EuGH-Urteil vom 19. Oktober jedenfalls nicht den erhofften Turnaround. Jetzt soll es im ersten Quartal aufwärts gehen. Die „Wachstumsstory“, die das Management erzählt, täuscht darüber hinweg, dass erst einmal verlorene Umsätze zurückgeholt werden müssen.

361 Millionen Schweizer Franken hat DocMorris im vergangenen Jahr nach Angaben des Mutterkonzerns Zur Rose umgesetzt, ein Plus von knapp 10 Prozent. Da der Wechselkurs weitgehend konstant geblieben ist, sind die Währungseffekte zu vernachlässigen. 2015 hatten der Sprung des Franken und die Aufgabe des Großhandelsgeschäfts den Umsatz um ein Viertel einbrechen lassen. In Euro verlor die niederländische Versandapotheke im Kerngeschäft damals 4 Prozent: Während der OTC-Versand um 15 Prozent zulegte, war das Rx-Geschäft weiter rückläufig.

Auch 2016 war das Wachstum ausschließlich auf die Selbstmedikation zurückzuführen: Die Verkäufe rezeptfreier Arzneimittel legten nach Firmenangaben um 50 Prozent zu und überschritten damit die Schwelle von 100 Millionen Euro. Je nachdem, ob sich der OTC-Umsatz am Ende auf 101 oder 149 Millionen Euro belief, war im Rx-Geschäft ein Rückgang zwischen 1 und 9 Prozent zu verzeichnen.

Daran änderte auch das EuGH-Urteil nichts: Im vierten Quartal legten die Erlöse von DocMorris zwar um 13 Prozent zu, Umsatztreiber waren mit einem Plus von 65 Prozent aber ebenfalls die rezeptfreien Medikamente. Unterstellt man einen OTC-Anteil von einem Drittel, war das Rx-Geschäft also keineswegs positiv. Nach einem kurzen Peak in der Folge der massiven Berichterstattung soll das Interesse dem Vernehmen nach wieder deutlich abgeflacht sein. Daran konnte auch der TV-Spot nichts ändern.

Bei Zur Rose findet man die Ergebnisse dennoch erfreulich: Erstmals seit dem Verbot sei in den letzten drei Monaten eine positive Neukundenentwicklung herbeigeführt worden. „Diese Trendwende wird im ersten Quartal 2017 positive Umsatzeffekte zur Folge haben.“ Das verstärkte Umsatzwachstum bestätige, dass die erhöhten Marketingaufwendungen auf Kosten der Ergebnisentwicklung im Rahmen der Wachstumsstrategie richtig gewesen seien. Insgesamt legte der Konzernumsatz um 5,4 Prozent auf 880 Millionen Euro zu.

Bereits im Sommer hatte Zur Rose angekündigt, dass während einer rund zwei Jahre andauernden Investitionsphase nicht das Unternehmensergebnis im Fokus stehen werde, sondern das forcierte Wachstum. „Wir legen mit einem deutlich erhöhten Marketingeffort die Basis für nachhaltig profitables Wachstum und unterstreichen damit die langfristige Attraktivität des Investments in Zur Rose“, sagte CEO Walter Oberhänsli.

Grund für die entspannte Haltung war der erfolgreiche Abschluss der Investorensuche: Die Corisol-Gruppe mit Sitz in Zug übernahm im Rahmen einer zweistufigen Kapitalerhöhung für 40 Millionen Franken insgesamt 22 Prozent der Anteile. Im Januar erwarb die saudische Al Faisaliah Group für 19 Millionen Franken von den Kleinaktionären weitere 6,25 Prozent der Anteile und wurde damit der zweitgrößte Anteilseigner.

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