Bei DocMorris steht ein Umzug an: Die niederländische Versandapotheke plant ein neues Logistikzentrum, das voraussichtlich 2015 in Betrieb gehen soll. Noch will sich die Tochter von Zur Rose nicht festlegen, wo künftig Päckchen für deutsche Patienten gepackt werden. Dem Vernehmen nach ist ein Gebäude direkt auf der deutsch-niederländischen Grenze im Gespräch.
Der Verwaltungsrat von Zur Rose hat den Plänen für einen Neubau in dieser Woche zugestimmt. Der heutige Sitz am Stadtrand von Heerlen ist demnach zu klein. Die Versandapotheke will in der Region bleiben. Angeblich gibt es aber noch keinen endgültigen Beschluss für einen konkreten Standort.
Umzugspläne gibt es schon seit Jahren. Als im Saarland mit Unterstützung der Landesregierung das Fremdbesitzverbot angegriffen wurde, versprach der damalige DocMorris-Chef Ralf Däinghaus 300 Arbeitsplätze für die Region. Daraus wurde bekanntlich nichts.
Ende 2007 sicherte sich DocMorris stattdessen ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück im knapp zehn Kilometer entfernten Industriepark Avantis. Das Gewerbegebiet zwischen Aachen und Heerlen wurde 1998 gegründet und liegt genau auf der Grenze.
„Die doppelte Anschrift für ein einziges Gebäude – eine Adresse in Aachen und die andere in Heerlen – bedeutet, dass man sich sowohl als deutsches als auch niederländisches Unternehmen präsentieren kann, was bedeutenden praktischen Nutzen hat“, werben die Betreiber für ihr Areal.
Diesen Vorteil könnte auch DocMorris nutzen wollen: Dem Vernehmen nach soll es zwei Eingänge für die neue Zentrale geben; der auf der niederländischen Seite führt in die Apotheke, der auf der deutschen zur Verwaltung.
Schon 2007 hatte die Versandapotheke ein Gebäude mit insgesamt 11.000 Quadratmetern geplant. Der damalige DocMorris-Vorstand Christoph Jennen hatte das Bauland als idealen Standort beschrieben: „Wir bleiben in der Region, unsere Mitarbeiter auch. Zudem ist die verkehrstechnische Anbindung für die Belieferung des deutschen Marktes optimal.“
Mit dem neuen Logistikzentrum will DocMorris auch seine Kosten reduzieren und die Abläufe beschleunigen: Bislang komissionieren die Mitarbeiter noch manuell. Mit neuer Technik soll sich die Kapazität verdoppeln.
Außerdem werden in diesem Kontext weitere Optimierungsmöglichkeiten geprüft. Denkbar sei eine gruppenweite Logistikstruktur, heißt es. Derzeit hat die Gruppe alleine für den deutschen Markt Niederlassungen in Heerlen (DocMorris), Halle/Saale (Zur Rose) und im tschechischen Česká Lípa (VfG).
Schon direkt nach der Übernahme von DocMorris hatte man bei Zur Rose angefangen zu überlegen, wo gespart werden kann. Ein Rückzug aus Sachsen-Anhalt birgt politischen Sprengstoff: Mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Land hatten die Schweizer 2004 ein Logistikzentrum in der Saalestadt gegründet, das als Dienstleister für die gleichnamige Offizin- und Versandapotheke fungiert.Von den 400 versprochenen Arbeitsplätzen ist auch hier nur ein Bruchteil geschaffen worden.
DocMorris war 2004 vier Jahre nach der Gründung von Landgraf nach Heerlen gezogen. Die Versandapotheke liegt dort bereits nahe der deutschen Grenze; nach einem Urteil des Landgerichts Berlin darf DocMorris aber auf seinen Freiumschlägen keine deutsche Adresse angeben.
Laut Firmenangaben wohnen etwa 60 Prozent der Mitarbeiter in den Niederlanden und der Rest in Deutschland.
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