DocMorris hat mittlerweile für Rx-Boni Ordnungsgelder von 500.000 Euro hinnehmen müssen. Die Strafen schrecken die Versandapotheke aber nicht ab, die Grenzen des Zulässigen weiter auszutesten: Die Niederländer bieten Neukunden jetzt eine Liefergarantie für die Rezepteinlösung. Dauert die Lieferung länger als 48 Stunden, erhalten die Kunden einen Gutschein über 10 Euro für rezeptfreie Produkte ab einem Bestellwert von 40 Euro.
Die Niederländer versprechen, die Bestellung rezeptpflichtiger Medikamente vollständig innerhalb von zwei Tagen zu liefern. Wird die Garantie nicht eingehalten, sollen die Kunden anrufen oder eine E-Mail schicken. Wie oder ob die Versandapotheke die Angaben der Kunden überprüft, geht aus der Bewerbung des neuen Modells nicht hervor.
Die Liefergarantie ist an Bedingungen geknüpft: Das Angebot gilt 48 Stunden ab Posteingang des Rezepts, die Verordnung muss laut DocMorris außerdem den formalen Anforderungen genügen. Die bestellten Arzneimittel müssten zudem „auf dem Markt verfügbar und verkehrsfähig“ sein. Die Stunden am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen zählt DocMorris nicht mit. Betäubungsmittel sind von der Liefergarantie ausgeschlossen.
Formal ist der Gutschein an die direkte Verfügbarkeit gekoppelt. Einen Rezeptbezug gibt es trotzdem: „Lieber 1x Rezept zu DocMorris schicken statt 2x zur Ladenapotheke laufen“, heißt es auf der Internetseite.
DocMorris hatte zuletzt mit verschiedenen Methoden versucht, Neukunden zu gewinnen: Weggeld, Hotelgutscheine oder ADAC-Mitgliedschaften wurden vom Landgericht Köln verboten. Auch die Werbung für eine 20-Euro-Prämie, die Kunden für die Teilnahme an einem Arzneimittelcheck erhalten, ist den Richtern zufolge nicht zulässig.
Die Versandapotheke hatte monatelang mehrere Gerichtsentscheidungen zu ihrer Rx-Prämie ignoriert und hohe Ordnungsgelder in Kauf genommen. Seit November bekommen Kunden aber keinen Gutschein mehr für die Aktion.
Die Niederländer hatten im Herbst 2012, als Rx-Boni verboten wurden, zunächst eine Prämie von 15 Euro aufgelegt. DocMorris-Chef Olaf Heinrich hatte argumentiert, dass das Angebot gar kein Bonus, sondern ein Instrument zur Stärkung der Arzneimittelsicherheit sei.
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