DocMorris: Compliance-Prämie für Apotheken APOTHEKE ADHOC, 04.11.2013 10:30 Uhr
Obwohl Rx-Boni verboten sind, will DocMorris bei der Versorgung von Patienten mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln künftig stärker mitspielen als bislang. Pünktlich zur Debatte um die GKV-Finanzen bringt sich die Versandapotheke daher ins Spiel: Mit einem guten Medikationsmanagement ließen sich Gelder einsparen – und gezielt in die jeweiligen Apotheken reinvestieren.
Laut DocMorris lassen sich durch mehr Therapietreue und -sicherheit im Gesundheitswesen Milliarden einsparen. Für ein Medikationsmanagement sieht sich die Versandapotheke auf Grund ihrer Organisation prädestiniert: Von der Datenbank über das Call Center bis hin zu den Erfahrungen mit den Chronikerprogrammen von MedcoCelesio hat DocMorris nach eigener Ansicht alles, was ein Medikationsmanager braucht.
Allerdings will DocMorris, dass sich die Investitionen auch auszahlen. Aus Sicht der Versandapotheke sollte „ein Teil der Gewinne aus vermiedenen unerwünschten Arzneimitteleffekten und einem optimierten Medikationsmanagement“ in die Qualität und Vergütung der Beratung reinvestiert werden.
Diese Vergütung müsse sich am Erfolg der individuellen Therapie beziehungsweise an der durch die vom Apotheker gesicherten Therapietreue orientieren: „Eine Vergütung mit festen Apothekenzuschlägen ohne Leistungsdifferenzierung wird aus unserer Sicht dem Anspruch einer qualifizierten Beratung und Betreuung nicht mehr gerecht“, sagt DocMorris-Chef Olaf Heinrich.
Konkret will sich DocMorris zu bestimmten Zeitpunkten im Therapieverlauf einbringen: Wechseln etwa Rabattverträge, will die Versandapotheke ihre Kunden anrufen und vorab über die Änderungen informieren. Wird dann beispielsweise nachweislich verhindert, dass der Patient verunsichert wird und noch einmal zum Arzt geht, oder eine zusätzliche Packung eingespart, will DocMorris an den Einsparungen beteiligt werden.
Im Prinzip ähnelt das Modell dem Vorschlag der Apothekerkammer Nordrhein, nach dem die Apotheker auch dann die Packungspauschale erhalten sollten, wenn nach entsprechender Beratung kein Rx-Medikament abgegeben wird. Der Antrag war beim Apothekertag in den Ausschuss verwiesen worden.
DocMorris geht es aber vermutlich nicht nur um Geld, sondern auch um die strategische Komponente der „Kundenbindung“: Da solche Ansätze nur funktionieren, wenn zumindest eine zentrale Datenbank vorhanden ist, wird die Versandapotheke irgendwann versuchen, eine Diskussion über Selektivverträge anzuregen. Um die Chancen für einen politischen Erfolg zu erhöhen, will man in Heerlen auch Partnerapotheken vor Ort gewinnen: Patienten, die sich an das Programm binden, sollen so zumindest ein gewisses Maß an Auswahlmöglichkeit haben.