Die Versandapotheke DocMorris will mit Apothekenbussen ihr Geschäftsfeld erweitern. Die Zur Rose-Tochter hat heute in Berlin den Prototypen vorgestellt, der in den kommenden Wochen durch die Republik fahren soll. DocMorris sieht in rollenden Apotheken eine Lösung für die flächendeckende Versorgung auf dem Land.
Die Versandapotheke hatte bereits Ende Juli in ihrem „politischen Manifest“ verkündet, dass „unkonventionelle Lösungen“ nötig seien, um Versorgungslücken zu schließen. Der Einsatz von Apothekenbussen wurde dabei explizit aufgeführt. Jetzt startet DocMorris mitten im Wahlkampf eine Tour durch Deutschland.
In den Bussen des Spezialherstellers Jumbo auf Fiat-Basis können sich die Kunden auf einer Fläche von 20 Quadratmetern in einer Kabine per Videoterminal beraten lassen und Bestellungen aufgeben. An zusätzlichen Monitoren können sich die Kunden informieren. Die Technik liefert die Telekom.
Arzneimittel werden in dem Bus nicht abgegeben. Entsprechend prangt auf der Rückseite der Schriftzug: „Das ist (noch) keine Apotheke, weil es (noch) keine Apotheke sein darf!“ Die Versandapotheke wirbt online außerdem mit Videos für den Apothekenbus. In einem rumpelt eine Dame mit Rollator über ein Feld, nur um dann festzustellen, dass die Apotheke im Nachbarort geschlossen ist. „Wenn die Menschen nicht mehr zur Apotheke kommen können, muss der Apotheker eben zu ihnen kommen“, sagt DocMorris-Strategiechef Max Müller.
Der Versandapotheke geht es zunächst darum, auf das Thema aufmerksam zu machen. Der Bus soll bis zur Bundestagswahl eine Tour von 15 Städten abfahren. Nach dem Start in Berlin stoppt der Bus zunächst im brandenburgischen Bad Freienwalde und Kröpelin in Mecklenburg-Vorpommern, fährt dann über Maasholm nach Timmendorfer Strand im Norden der Republik und über das niedersächsische Dannenberg nach Rotenburg an der Fulda. Nach einem weiteren Halt in Aachen sind die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt dran, hier gibt es noch keine konkreten Ziele.
Auf der Internetseite zum Apothekenbus kann man weitere „Versorgungslücken“ melden: Dazu muss man den Ort angeben sowie die Entfernung zur nächsten Apotheke.
Auch auf die Politik will DocMorris Druck ausüben: Mit Postkarten sammelt die Versandapotheke Unterschriften, die an Abgeordnete verschickt werden können. Auf der Vorderseite ist außerdem ein Code für einen 5-Euro-Gutschein von DocMorris.
Politischen Rückhalt für das Konzept dürfte die Versandapotheke finden: Die CDU hat „rollende Apotheken“ sogar in ihr Wahlprogramm geschrieben. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), hatte mehrfach betont, man werde „ergebnisoffen“ mit den Apothekern über Lösungen für strukturschwache Regionen diskutieren. Mobile Versorgungskonzepte könnten ein Teil der Lösung sein.
DocMorris hatte sich im Manifest außerdem für die Aufstellung von Dispensierautomaten für allgemein gebräuchliche Medikamente stark gemacht. Inwiefern die Versandapotheke auch auf solche Abgabemodelle setzt, ist derzeit noch nicht klar.
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