Also doch: Keine zwei Jahre nach dem Start hat Almedica Insolvenz beantragt. Die niederländische Versandapotheke ist zahlungsunfähig und überschuldet. Die Mitarbeiter sind mittlerweile entlassen, der Betrieb eingestellt. Insolvenzverwalter Rob Lemmens von der niederländischen Kanzlei Thuis & Partners Advocaten hofft trotzdem, dass er einen Käufer findet.
Die Versandapotheke mit Sitz in Kerkrade hat am 23. Oktober Insolvenz angemeldet. Wie hoch die Schulden sind, kann Lemmens noch nicht endgültig beziffern. Er schätzt die Verbindlichkeiten auf rund 1,5 Millionen Euro.
Den Stein ins Rollen haben laut Lemmens die Mitarbeiter gebracht. Vor Gericht hätten mehrere Angestellte auf die Zahlungsunfähigkeit und die ausstehenden Löhne aus dem Monat September hingewiesen. Insgesamt waren bei Almedica 26 Mitarbeiter beschäftigt, die mittlerweile gekündigt wurden.
Gerüchte über massive Probleme und Ungereimtheiten rissen in den vergangenen Wochen nicht ab: Mindestens ein Mitarbeiter hatte gekündigt, weil er angeblich seit Monaten nicht bezahlt wurde. Außerdem gab es offenbar massive Lieferprobleme, auf die Kunden über das Vergleichsportal Apomio hingewiesen hatten.
Zuletzt war die Internetseite des Versenders nicht mehr erreichbar. Auch die Partnerseite netto-medikamente.de – Almedica hatte erst vor kurzem Volksversand bei der Supermarktkette Netto abgelöst – war nicht mehr verfügbar.
Der Versuch, die Versandapotheke wieder auf die Beine zu bringen, sei gescheitert, sagt Lemmens. „Wir haben einen Neustart versucht, der aber nicht funktioniert hat.“ Jetzt sei ein sogenanntes Liquidationsverfahren gestartet und die Versandapotheke solle verkauft werden.
Die Kooperation mit Netto hat den Versender nicht retten können. Almedica-Geschäftsführer Thomas Schwartmann hatte erst vor kurzem Spekulationen über eine vermeintliche Zahlungsunfähigkeit zurückgewiesen: „Almedica wird es weiter geben – sonst hätte ich den Vertrag mit Netto doch nicht unterzeichnet“, hatte er vor knapp einem Monat bekräftigt. Gerüchte, Mitarbeiter würden nicht bezahlt werden, bezeichnete er damals als Verleumdung.
Der Versender hatte Anfang 2012 den Probebetrieb aufgenommen und wenige Monate später eine Kooperation mit Netdoktor gestartet, die es aber auch schon nicht mehr gibt. Anfang dieses Jahres wurden den damals angeblich 100.000 Kunden Einkaufsgutscheine von einem Euro pro Rx-Arzneimittel spendiert. Der Umsatz lag laut Schwartmann bei 2,5 Millionen Euro.
Hinter Almedica stehen Schwartmann und – vermutlich als Treuhänder – der Düsseldorfer Notar Dr. Norbert Zimmermann. Einem Insider zufolge sollen bei Almedica auch „große Fische“ wie der milliardenschwere Lebensmitteldiscounter Aldi beteiligt gewesen sein. An einer Rettung waren die Investoren offenbar nicht interessiert.
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