Versandapotheken

Zur Rose/DocMorris: Zinsen fressen Gewinn

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Berlin -

Seit anderthalb Jahren gehört DocMorris zu Zur Rose. Obwohl die größte Versandapotheke in Europa zum Schnäppchenpreis zu haben war, muss sich die Schweizer Ärzte-AG nach wie vor gewaltig strecken, um den Zukauf verdauen zu können. Die hohen Finanzierungskosten fressen derzeit den kompletten Gewinn. Und die Uhr läuft.

457 Millionen Schweizer Franken setzte Zur Rose im ersten Halbjahr um, das entspricht knapp 380 Millionen Euro. Die Einnahmen aus den Bereich Ärztegroßhandel, Versandhandel Schweiz und Versandhandel EU (Zur Rose, VfG, DocMorris) liegen damit leicht über Vorjahresniveau.

Unter dem Strich blieben aber gerade einmal 104.000 Franken übrig. Immerhin hat sich Zur Rose aus den roten Zahlen manövriert: Das Gesamtjahr 2013 endete – nach einem ebenfalls bereits verlustreichen ersten Halbjahr – mit einem Fehlbetrag von 15,5 Millionen Franken.

Dass die Ertragslage so dürftig aussieht, hat verschiedene Gründe, wie der Blick auf den Vorjahresabschluss zeigt: 2013 lag die Rohertragsmarge bei 15,9 Prozent, nach 17,5 Prozent vor der DocMorris-Übernahme. Rein rechnerisch fehlten der gewachsenen Gruppe im vergangenen Jahr 15,5 Millionen Franken. Im ersten Halbjahr setzte sich dieser Trend fort.

Auch die Betriebskosten liegen im Verhältnis höher als früher: Der Personalaufwand lag 2013 bei 6,6 Prozent vom Umsatz – nach 5,4 Prozent vor DocMorris. Die anteiligen Kosten für Auslieferung, Werbung und Geschäftsräume kletterten von 7,7 auf 8,8 Prozent.

Dazu kommen Einmalaufwendungen, etwa im Zusammenhang mit der EDV-Umstellung oder der Schließung des VfG-Standortes in Česká Lípa. Insgesamt stand 2013 vor Zinsen und Steuern ein Minus von 11,3 Millionen Franken, im ersten Halbjahr war es ein Plus von 2,6 Millionen Franken.

Doch Jahr für Jahr muss Zur Rose knapp 1,7 Millionen Franken erwirtschaften, alleine um die Gläubiger bedienen zu können: Um DocMorris kaufen und integrieren zu können, hatte die Ärzte-AG Ende 2012 eine Anleihe über 50 Millionen Franken herausgegeben, die mit etwas mehr als 4 Prozent verzinst ist. Insgesamt lag der Zinsaufwand im vergangenen Jahr, nach Rückführung eines Darlehens von 18 Millionen Franken, bei knapp 2,5 Millionen Franken.

Solange aber kein Geld aus dem operativen Geschäft übrig bleibt, muss Zur Rose alle Investitionen aus den Rücklagen finanzieren. Von den knapp 55 Millionen Franken, die nach dem warmen, aber nur geliehenen Geldregen zur Verfügung standen, waren Ende 2013 noch 31 Millionen Franken übrig.

Schon im zweiten Halbjahr soll es mit der Profitabilität aufwärts gehen, verspricht Firmenchef Walter Oberhänsli. Für Sommer 2015 ist dann der Umzug in das neue DocMorris-Logistikzentrum im Avantis-Park auf der deutsch-niederländischen Grenze geplant, was zu weiteren Synergieeffekten führen soll.

Etwas mehr als drei Jahre bleiben Oberhänsli Zeit, um die Konten wieder aufzufüllen. Denn im Dezember 2017 wird die Anleihe zur Rückzahlung fällig. Dann werden die Anleger keine Geschichten vom Apothekenbus hören, sondern solide Zahlen sehen wollen.

Mit hohen Schulden hat „Zur Rose“ schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. 2009 steckte die Firmengruppe in einer schweren Krise: Weil die Vereinbarungen mit den Banken in Sachen Verschuldung und Eigenfinanzierung nicht erfüllt wurden, hatten die Gläubiger nahezu die gesamten Firmenwerte gepfändet. Abgewendet werden konnte der Zusammenbruch nur durch den Verkauf des Generikaherstellers Helvepharm für 43 Millionen Euro an Sanofi. Einen solchen Joker gibt es diesmal nicht.

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