Rezeptdeal mit Holland

Versandapotheke lässt Kunden wochenlang warten

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Berlin -

Wartende Kunden und Probleme mit der Rezepteinlösung: Bei der EU-Versandapotheke läuft es alles andere als rund. Jetzt muss sich Inhaberin Dr. Bettina Habicht nach Informationen von APOTHEKE ADHOC gegenüber der Aufsichtsbehörde erklären. Die Zusammenarbeit mit einer „Partner-Apotheke“ in den Niederlanden wurde bereits wieder eingestellt.

Seit Wochen kommt es bei der EU-Versandapotheke zu Verzögerungen bei der Auslieferung. Mehr als 1000 Nachfragen und Beschwerden von Kunden sind allein seit der Woche vor Weihnachten in Cottbus eingegangen. Insidern zufolge waren vorübergehend rund 8000 Bestellungen nicht verschickt worden, angeblich wegen eigener offener Rechnungen und mangelnder Liquidität im eigenen Haus. Bekannt ist, dass die Versandapotheke seit Längerem selbst nur gegen Vorkasse einkauft. Habicht wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Lieferverzögerungen oder Gesprächen mit der Aufsichtsbehörde äußern: „Kein Kommentar.“

Die EU-Versandapotheke hat schon vor Wochen die Bezahlung per Rechnung als Option gestrichen. Die Kunden zahlen derzeit per Paypal, Vorkasse oder Bankeinzug und warten dann nach eigenen Angaben teilweise wochenlang auf ihre Arzneimittel. Auch die Erreichbarkeit der Hotline wird verschiedentlich moniert. Angeblich gab es nach harschen Beschwerden zeitweise sogar die interne Anweisung, nicht mehr ans Telefon zu gehen.

Besonders schwierig war in den vergangenen Wochen die Rezepteinlösung. Vorübergehend konnte nach Auskunft von Mitarbeitern gar keine verschreibungspflichtigen Medikamente mehr bezogen werden – weder in der Versandapotheke noch in der Cottbuser Apotheke am Telering. Dann berichteten Interne, es gebe einen geheimen Deal mit einer anderen Cottbuser Apotheke, die gegen Provision die Abrechnung der Rezepte übernehme. Die Verantwortlichen bestritten dies jeweils.

Verschiedentlich belegt ist dagegen, dass die EU-Versandapotheke Rezeptaufträge zuletzt an die niederländische Apotheek Bad Nieuweschans (Apons.eu) weitergeleitet hat. Ob dies in jedem Fall nach vorheriger Freigabe durch den Kunden erfolgt ist, ist nicht nachprüfbar. Seit Mitte vergangener Woche gibt es das Modell jedenfalls nicht mehr. Der EU-Versandapotheke sei diese Art der Kooperation verboten worden, heißt es aus Holland. Habicht wollte auch dies nicht weiter kommentieren.

Zwischenzeitlich hat sich das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) des Landes Brandenburg eingeschaltet. Das zuständige Gesundheitsdezernat hat Inhaberin Dr. Bettina Habicht zur Stellungnahme aufgefordert. In der vergangenen Woche soll nach übereinstimmenden Berichten ein Termin vor Ort stattgefunden haben.

Über die Ergebnisse ist nichts bekannt, Habicht schweigt sich aus. Intern hieß es, Konkurrenten hätten sich wegen der langen Lieferzeiten beschwert. Die zuständige Pharmazierätin habe die Weihnachtsfeiertage als Begründung aber vorerst akzeptiert. Allerdings müsse der Rückstand bei den Bestellungen schnell aufgeholt werden. Andere Quellen sprechen gar von einem Ultimatum, das der Versandapotheke gestellt wurde, anderenfalls drohe ein Ruhen der Versanderlaubnis. Die Behörde war für Rückfragen bislang nicht zu erreichen. Die Apothekerkammer würde ihrerseits erst aktiv werden, wenn das Landesamt zu einer Entscheidung gekommen ist.

Die Behörden wurden von verschiedenen Seiten auf die Zustände in Cottbus hingewiesen. Drei bis fünf Tage Lieferzeit kündigt die EU-Versandapotheke gegenüber Kunden sogar selbst an. Laut Apothekengesetz (ApoG) müssen Versender jedoch innerhalb von zwei Arbeitstagen nach Eingang der Bestellung liefern. Ansonsten müssen die Kunden zumindest aktiv informiert werden.

Doch aus zahlreichen Beschwerden von Kunden geht hervor, dass diese mitunter wochenlang oder bislang gänzlich vergeblich auf ihre Medikamente warten. Einige Nachfragen nach dringend benötigten Medikamenten klingen verzweifelt, zumal die Rezepte ja schon eingesandt wurden und die Patienten damit keine Alternative haben. In drastischen Einzelfällen hat die Versandapotheke demnach sogar angeboten, die Rezepte zurückzuschicken.

Mit drastischen Maßnahmen wird es sich die Behörde schon aufgrund der Größe des Unternehmens nicht leicht machen: Vor nicht allzu langer Zeit gab es 60 Mitarbeiter bei der EU-Versandapotheke. Zehn von ihnen mussten dem Vernehmen nach zum Jahresende gehen, weitere sollen von sich aus das Unternehmen verlassen haben.

Unabhängig vom Alltagsgeschäft steht für die EU-Versandapotheke in rund einem Monat eine wichtige Entscheidung an. Dann wird das Landgericht Cottbus sein Urteil im Streit mit Phoenix verkünden. Der Großhändler fordert 5,4 Millionen Euro von Habicht, die selbst Gegenforderungen in Höhe von inzwischen 6,1 Millionen Euro erhebt.

In der mündlichen Verhandlung am 14. November wurde Phoenix von der Gegenseite gar in Zusammenhang mit einem vermeintlichen Insolvenzstraftatbestand mit Bezug den ehemaligen Inhaber Kurt Rieder gebracht. Der Großhändler soll weitere 1,5 Millionen Euro in die Insolvenzmasse zahlen. Bei Phoenix hält man das für eine Nebelkerze. Am 13. Februar wird das Urteil in erster Instanz verkündet.

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