Video-Spezial Apothekenbus

„Natürlich wollen wir im Bus Medikamente verkaufen“

, Uhr
Berlin -

DocMorris geht in die Offensive und stellt den Prototyp eines

Apothekenbusses auf die Räder. Auf einer Tour durch 15 deutsche Städte

will das Unternehmen für das neue Angebot werben. Allerdings, und so ist

es auch auf der Rückseite des Fahrzeugs zu lesen, handelt es sich noch

um keinen echten Apothekenbus.

„Selbstverständlich ist es unser Ziel, später in diesem Bus Medikamente zu verkaufen“, sagt DocMorris-Chefapotheker Professor Dr. Christian Franken. „Dieser Bus dient ja vor allen Dingen der Versorgung der ländlichen Bevölkerung und auch gerade der Akutversorgung etwa mit Schmerzmedikamenten oder auch Antibiotika, bei denen es wenig Sinn macht, diese im Versand zu bestellen. Sofern es uns der Gesetzgeber ermöglichen sollte kann man solche Medikamente dann natürlich in Zukunft in diesem Bus käuflich erwerben.“

Ziel der mobilen Versorgung sind die Flächenländer mit dünn besiedelten ländlichen Regionen und weiten Wegen zur nächsten Apotheke. Betroffene Patienten können im Internet zudem „Versorgungslücken“ melden. Schwerpunktregionen gibt es im Bundesgebiet überraschenderweise aber nicht.

„Wir hatten ursprünglich gedacht, dass es auf bestimmte Regionen beschränkt ist. Aber wir haben festgestellt, dass es von Norden bis Süden und von Westen bis Osten überall Landkreise gibt, in denen dieses Thema heute schon virulent ist“, sagt Strategiechef Max Müller. „Überall dort, wo es entweder wenige oder gar keine Ärzte mehr gibt, ist in der Folge relativ schnell auch keine Apotheke mehr zu finden.“

Abstriche bei der Versorgungsqualität wird es laut DocMorris mit dem Apothekenbus nicht geben. Eine Konferenzschaltung nach Heerlen stellt den Kontakt zu Apothekern her und auch an Bord des Busses sollen, wenn möglich, Fachkräfte beraten. Eine „Versorgung light“ wird es demnach nicht geben.

„Der Apothekenbus ist eine absolut vollwertige Versorgung, genauso wie der Versandhandel und die Versorgung vor Ort absolut vollwertig sind“, so Franken. „Wir haben hier die gleichen Standards, die gleichen Mechanismen, die gleiche hochwertige Beratung. Insofern kann man nicht von einer 'Apotheke light' sprechen.“

Nach Ansicht von DocMorris werden die Apothekenbusse nicht zu einer weiteren Ausdünnung der Versorgungsdichte auf dem Land führen. Mit dem selben Argument sei seinerzeit versucht worden, den Versandhandel insgesamt zu verhindern, sagt Müller. „Fakt ist, es gibt keine Liberalisierung. Fakt ist, die Anzahl der Apotheken sinkt. Warum sinkt sie? Zum einen sind es Faktoren im ländlichen Raum. Zum zweiten glauben wir, dass die Konzentration falsch ist: Wenn sie in einer Stadt wie Berlin eine überproportional hohe Konzentration von Apotheken haben und im ländlichen Raum eine Unterversorgung, dann stimmt irgendwas an diesem System nicht.“

Offen ist derzeit, wie viele Busse es künftig geben wird. Noch sind wichtige Hürden, vor allem eine gesetzliche Zulassung, nicht genommen. „Die Anzahl der Busse kann ich heute noch nicht genau quantifizieren. Entsprechend kann ich ihnen heute noch nicht sagen, ob es 15 oder 100 sein werden“, so Müller. „Außerdem ist jetzt erst einmal die Politik gefragt. Sie muss sagen, ob sie ein solches Angebot will – unabhängig davon, ob es von DocMorris oder auch zum Beispiel von lokalen Apothekennetzwerken kommt.“

Sollte die Politik die mobile Versorgung auf dem Land abnicken, stellt sich noch die Frage, ob sich Apothekenbusse überhaupt rentabel betreiben lassen. „Ökonomisch sinnvoll? Für den Patienten mit Sicherheit. Für das System auch. Ob ein solcher Bus für den Betreiber ökonomisch sinnvoll ist, dass werden wir dann sehen. Aber wir sind zuversichtlich, dass es dafür Möglichkeiten gibt.“

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