OTC-Umsätze

Versand boomt, Vor-Ort-Apotheken „bescheiden“

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Berlin -

Der Versandhandel mit Arzneimitteln setzt auch im ersten Quartal seine kontinuierliche und florierende Entwicklung fort. Wachstumsträger ist nach wie vor der OTC-Markt. Der Rx-Markt kann hingegen nicht an seinem Zuwachs im Jahr 2017 anknüpfen. Der Umsatz und Absatz mit rezeptfreien Produkten erhöhte sich dagegen nach Angaben von Iqvia jeweils um rund 9 Prozent auf 490 Millionen Euro beziehungsweise knapp 46 Millionen Packungen. Der Versandhandel habe sich bei den Verbrauchern mehr und mehr etabliert und die Industrie ihre Werbung darauf fokussiert.

Von den einzelnen Produktbereichen legten vor allem Arznei- und Gesundheitsmittel sowie Kosmetik und Körperpflege stark zu. Der Rx-Versandhandel fiel im ersten Quartal hingegen auf ein niedriges Wachstum zurück: Laut Iqvia legte der Versand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in den ersten drei Monaten um 1,3 Prozent zu. 2017 betrug das Umsatzwachstum noch 4 Prozent oder 5,8 Prozent nach Packungen.

Das kontinuierliche Wachstum des Versandhandels in den vergangenen Jahren hat laut Iqvia mehrere Gründe. Die Erweiterung auf immer mehr Segmente aus dem rezeptfreien Markt gehe mit einer breiteren Produktpalette sowohl günstiger als auch hochpreisiger Produkte sowie zunehmend mehr Produktformen und Packungsgrößen einher. Auch hätten sich die Lieferzeiten deutlich verkürzt. „Diese und weitere Verbesserungen von Service-Merkmalen kommen bei den Verbrauchern gut an.“

Die elektronische Bestellung von Produkten aus der Apotheke habe sich inzwischen als normaler Einkaufsweg etabliert. Verbraucher bestellten Medikamente für den Akutbedarf ebenso wie zur Vorsorge, nähmen aber auch Angebote aus anderen Produktbereichen wie der Apothekenkosmetik wahr. „Generell nimmt das Vertrauen in Bestellungen per Internet zu. Auch werden die internetaffinen Verbraucher älter und bestellen online mehr und zunehmend auch OTC-Produkte. „Machen sie damit gute Erfahrungen und sparen auch noch, bleiben sie dabei“, sagt Marlies Spiegel, Expertin für den Bereich Consumer Health bei Iqvia.

Zudem informierten sich immer mehr Menschen über das Internet gerade auch zu Gesundheitsthemen und nutzen soziale Medien zum Austausch. Patienten machten sich vor der elektronischen Bestellung über verschiedene Merkmale kundig, von Preisen für Produkte sowie über Inhaltsstoffe, Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen.

Hersteller hätten daher das Internet inzwischen als interessantes Werbemedium erkannt und seien neben der klassischen Werbung in Fernsehen, Zeitschriften und Tageszeitungen zunehmend auch im Netz präsent. „Zwar wird bisher nur ein geringer Teil des Werbebudgets für Internet-Werbung ausgegeben. Die Zusammenarbeit zwischen Versandhändlern und Industrie wird aber weiter professionalisiert. Werbeformate bei den Versendern wie Banner auf der Startseite, in Newslettern oder in bestimmten Kategorien bis hin zur Premium-Platzierung bei bestimmten Suchbegriffen oder zusätzlichen Produktempfehlungen gewinnen an Bedeutung, ebenso die Präsenz in Webshops“, so Spiegel. Gleichzeitig investierten die Versender auch über verschiedene Kanäle verstärkt in Eigenwerbung, etwa über TV, Zeitschriften, Flyer oder Broschüren.

Im seit Jahren gewohnten Umfang setzte der Versandhandel mit rezeptfreien Produkten, Arznei- und Gesundheitsmitteln, Kosmetika, Produkten zur Ernährung und zum medizinischen Sachbedarf bereits 2017 seinen Wachstumskurs fort. Das OTC-Geschäft über den elektronischen/telefonischen Bestellweg wuchs laut Iqvia nach Umsatz niedrig zweistellig (plus 12 Prozent) und nach Absatz im höheren einstelligen Bereich (plus 8 Prozent).

Die Umsatzentwicklung der Vor-Ort-Apotheken ist laut Iqvia demgegenüber mit plus 2 Prozent „bescheiden“. Die Menge ist tendenziell sogar leicht rückläufig. Die höhere Umsatz- als Absatzsteigerung erkläre sich unter anderem durch neue, höherpreisige Produkte und tendenziell größere Packungen, die über den Versand oftmals günstiger angeboten werden. Durch die Aufwärtsbewegung des Versandhandels erzielte auch der OTC-Gesamtmarkt in 2017 eine Umsatzsteigerung von gut 3 Prozent bei einem Mengenplus von knapp 1 Prozent. Ähnlich verlief die Entwicklung auch in 2016 gegenüber 2015. Von den insgesamt 13,3 Milliarden Euro Umsatz (zu effektiven Verkaufspreisen) mit rezeptfreien Produkten entfielen in 2017 auf den Versandhandel gut 1,7 Milliarden Euro (13 Prozent). Der Onlin­e-OTC-Marktanteil stieg erneut um 1 Prozent.

Der größte Umsatz- wie auch Mengenanteil entfiel laut Iqvia im Versandhandel mit 77 Prozent und 79 Prozent nach wie vor auf OTC-Arznei- und Gesundheitsmittel. Hier wuchs 2017 der Umsatz um 12 Prozent. Viele Gruppen konnten Umsatzsteigerungen im höheren einstelligen oder sogar niedrig zweistelligen Bereich verbuchen: Schmerzmittel (plus 9 Prozent) oder Nahrungsergänzungsmittel einschließlich Vitamine und Mineralstoffe (plus 16 Prozent). Auch Erkältungspräparate, die der Akutbehandlung dienen, wurden über den Versandhandel mit einem Plus von 10 Prozent vermehrt geordert.

Den zweitgrößten Anteil vereint das Segment der Produkte zur Körperpflege und Kosmetik (16 Prozent), gefolgt von Artikeln des medizinischen Sachbedarfs wie Tests und Messinstrumente sowie Ernährungsprodukte. Den größten Zuwachs erzielten im Versandhandel aber Produkte aus dem Bereich Apothekenkosmetik und Körperpflege mit plus 19 Prozent Umsatz. Laut Iqvia dürften hierzu Veränderungen im Werbeverhalten und Werbeauftritt beigetragen haben, da Unternehmen zunehmend in Internet-Werbung investieren und die Online-Auftritte professionalisiert werden. Speziell im Bereich Körperpflege setze die Industrie auch auf soziale Medien, indem etwa Bloggerinnen Produkte empfehlen und Anwendungen zeigen.

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