Krisen bringen es oft mit sich, dass sich in ihrem Windschatten der technische Fortschritt etablieren kann. Dass derzeit so viele Menschen gewollt oder ungewollt in Isolation bleiben, stellt auch Verwaltungen, Unternehmen und nicht zuletzt das Gesundheitswesen vor große Probleme: Es ist die Zeit von Home Office, Chatgruppen und Videokonferenzen. Die Verwaltung der Stadt Königstein im Taunus setzt dabei auf den IT-Anbieter Pulse Innovation. Der soll mit seiner Lösung Verwaltung, Apotheken und Ärzte vernetzen – und bietet sie nun kostenlos an.
Die deutsche Verwaltung ist nicht für ihre Dynamik bekannt. „In Rathäusern ist ja keiner so modern aufgestellt, dass die Home Office machen können. Wenn die weggeschickt werden, sitzen sie zuhause und müssen Däumchen drehen“, erklärt Pulse-Geschäftsführer Dirk Götze. Das stelle die Beteiligten vor ungeahnte Probleme, denn in Krisenzeiten muss auch die regionale Gesundheitsversorgung koordiniert werden und darauf sind viele Verwaltungen offenbar nur unzureichend vorbereitet. „Unsere Stadt hat nicht mal eine Übersicht, welche Apotheken es gibt und wer die Ansprechpartner sind“, so Götze.
Nun überschlagen sich die Ereignisse aber „und alle müssen up to date gehalten werden“, so Götze. „E-Mail und Fax sind in der aktuellen Lage sicherlich nicht das richtige Kommunikationsmittel und nur eine absolute Notlösung.“ Whatsapp wiederum sei unter Gesichtspunkten der DSGVO nicht ausreichend. Jede Stadt und jede Gemeinde brauche einen Überblick über alle lokalen Ansprechpartner und Kontaktdaten von Ärzten, Apotheken, Kliniken, Pflegediensten, um im Notfall agieren, koordinieren und unterstützen zu können. „Dies ist ebenfalls oftmals noch nicht der Fall. Es muss deshalb eine Lösung geben, die die Kommunikation und Abstimmung zwischen all diesen Gruppen sicherstellen kann.“
Deshalb haben Götze und Kay Klindwort, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter von Pulse, beschlossen, ihr Paket kostenlos zur Verfügung zu stellen. „Wir haben gerade die Situation, dass viele nur reagieren, wir müssen aber versuchen, zu agieren“, sagt Götze. „Und sas Einzige, was wir jetzt machen können, ist Leute zu vernetzen.“ Ihre Software sei nicht nur dafür vorgesehen, die Verwaltung mit Gesundheitsdienstleistern zu verbinden, sondern auch Apotheken untereinander sowie mit Ärzten und anderen notwendigen Einrichtungen.
Das sei für die Beteiligten kein großer Aufwand. Die Installation laufe über das Webportal und sei unkompliziert, es müsse niemand physisch vor Ort sein. „Innerhalb einer Stunde können wir einen Krisenstab von 20 Leuten verbinden“, erklärt Götze. So könnten Verwaltungen dann ein Portal einrichten, in dem sie die Gesundheitsdienstleister, insbesondere Apotheken und Arztpraxen, in Gruppen zusammenfassen, um eine schnelle und zentrale Kommunikation einzurichten. Angemeldete Apotheken könnten sich dann aber auch untereinander austauschen und koordinieren. „Apotheken können da aktiv werden und Praxen, Verwaltungen und andere Akteure miteinander vernetzen. Das funktioniert nicht unbedingt mit einem Faxgerät“, erklärt Götze.
So könne nicht nur gewährleistet werden, dass sie sich untereinander einfach absprechen können, sondern auch, dass Sozialkontakte minimiert werden. „Wir wollen ja Ansteckungen vermeiden und nicht, dass Menschen umherirren und in verschiedene Apotheken oder Praxen gehen“, erklärt Götze. Auch ein Personalplanungstool sei enthalten und könne kostenfrei genutzt werden. Die Zahl der Interessenten sei in die Höhe geschnellt, es gebe bereits Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. „Das hat sich in den vergangenen Tagen überschlagen, wir haben viele Apotheken in der Pipeline, die das installieren wollen“, sagt Götze. Mittlerweile habe sich auch die Stadt Bad Bramstedt entschieden, Pulse zu benutzen. Mehrere Apotheken, unter anderem in Rüsselsheim, seien bereits dabei, die Software einzurichten, um sich untereinander zu vernetzen.
Über ein Smartboard seien die Funktionen dann über den Internetbrowser steuerbar, neben Kommunikation einzeln und in Gruppen und einem Personalplanungstool können demnach auch Dokumente wie Rezepte sicher zwischen allen Teilnehmern verschickt werden. Die Anmeldung läuft über die Internetseite von Pulse: Dort können sich Interessenten derzeit kostenlos registrieren, um das Tool Doc Chat zu nutzen. „Diese einmalige Registrierung auf unserer Website gilt aktuell nur für Apotheken, Ärzte, Städte / Gemeinde- und Verbandsgemeindeverwaltungen und Behörden“, betont Pulse dort. Ein Enddatum für die kostenlose Nutzung hat das Unternehmen aus Nürnberg und Königstein noch nicht bekanntgegeben. Eine Registrierung werde später aber nicht zu einem automatischen kostenpflichtigen Abonnement umgewandelt.
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