Pfizer legt nach. Der US-Konzern will mit Exklusivverträgen in Europa und weltweit den Vertrieb seiner Produkte stärker kontrollieren. Eine beunruhigende, aber für die Apotheken hinreichend bekannte Perspektive: Lieferanten wenden sich gegen nachgeschaltete Handelsstufen, Kunden werden zu Störgrößen degradiert, die es zu übernehmen oder zu überfahren gilt.
Nun machen also die Pharmagroßhändler Bekanntschaft mit Angriffen aus den Reihen der eigenen Geschäftspartner. Ein gemeinsames Vorgehen wäre gefragt, doch die Grossisten wirken paralysiert. In den Verbänden ist die Stimmung dem Vernehmen nach so schlecht wie nie zuvor; der Alleingang einiger Anbieter zerrt an den Nerven. Auch die Kettenambitionen der Konzerne treiben die Lager auseinander; die gemeinsame Front bröckelt.
Die deutschen Apotheker wissen längst, dass der Pfizer-Direktvertrieb, wie jetzt in Australien angedacht, alles andere als kundenorientiert ist. Um jede Bestellung muss gekämpft werden, Produkte sind häufig nicht lieferbar, Faxnummern nicht erreichbar. Doch so mancher Grossist ist den Apotheken in diesen Tagen mindestens genauso fern wie der New Yorker Pharmariese.
In den stürmischen Zeiten scheinen Celesio, Alliance Boots und Phoenix überzeugt, nichts zu verlieren zu haben, aber vieles gewinnen zu können. Die jeweiligen Großhandelstöchter der Konzerne haben in Großbritannien bereits die Seite gewechselt, um mitspielen zu können, während andere - vielleicht für immer - draußen bleiben müssen.
Doch Pfizer & Co. spielen nach eigenen Regeln. Ein Pakt unter Ungleichen, noch dazu zu Lasten Dritter geschlossen, wird kaum von Dauer sein. Wer den Wert der unabhängigen Versorgung auf der Apothekenebene nicht sieht, wird kaum darauf pochen können, als unabhängiger Logistiker akzeptiert zu werden. Vielleicht passen DHL und UPS irgendwann besser in die Welt der Pharmagiganten als so mancher Großhandelskonzern.
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