Pharmakonzerne

Valeant wird Bausch

, Uhr
Berlin -

Bereits seit zwei Jahren versucht der Pharmakonzern Valeant, sein angekratztes Image abzustreifen und nach zahlreichen Skandalen wieder auf Kurs zu kommen. Den endgültigen Bruch mit der Vergangenheit soll nun ein neuer Name bringen: Ab Juli firmiert der Konzern als Bausch.

Der Name Bausch Health Companies zeige, wie breit man aufgestellt sei, und reflektiere das „innovative Erbe“ des Namen Bausch. Valeant hatte Bausch + Lomb 2013 für 8,7 Milliarden US-Dollar gekauft. Der Augenspezialist blieb von den Skandalen um den Mutterkonzern relativ unbelastet. „Die Umfirmierung in Bausch Health Companies ist ein wichtiger Schritt in unserer Transformation“, sagte CEO Joseph Papa.

Papa kam 2016 von Perrigo zu Valeant, als der Konzern die alte Führung vor die Tür setzte. Neuer CFO wurde Paul Herendeen vom Tierarzneimittelhersteller Zoetis. Gemeinsam sollten sie Valeant wieder auf Kurs bringen. Man trennte sich von mehr als einem Dutzend Geschäftsbereichen. Dadurch habe man die Schuldenlast um 20 Prozent senken können, heißt es vom Konzern.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt in unserem Richtungswechsel, um die Kerngeschäfte, Tochterfirmen und Marken unter dem Namen Bausch Health zu vereinen“, so Papa weiter. Dabei sollen alle Firmen und Marken ihre Namen behalten. Die Umfirmierung des Mutterkonzerns soll im Juli stattfinden und auch äußerlich sichtbar werden. Logos und Webauftritt werden umgestaltet, an der Börse wird Bausch dann unter dem Kürzel BHC gehandelt.

Valeant war zwischen 2010 und 2015 durch milliardenschwere Übernahmen gewachsen, geriet 2015 aber in Verdacht, seine Bilanzen manipuliert zu haben. Der Konzern hatte seine Umsätze über ein Netzwerk an Phantomapotheken aufgebläht. Über das Specialty-Unternehmen Philidor Rx lief ein spezielles Patientenprogramm, bei dem zur Bindung der Patienten über Ärzte Zuzahlungsgutscheine verteilt wurden. Auf diese Weise war die Abrechnung bei privaten und staatlichen Versicherungsprogrammen trotz Preissteigerungen weiter möglich. Im Mai wurden der ehemalige Valeant-Manager Gary Tanner und Andrew Davenport, Ex-Chef von Philidor, dafür verurteilt. Die Geschäftspraktiken und Preispolitik von Valeant waren ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen der Staatsanwaltschaft und der Politik.

Investoren verklagten den Konzern, weil er das Libido-Mittel Addyi (Flibanserin) nicht erfolgreich vermarktet habe. Valeant habe den Preis mit 800 US-Dollar pro Monat zu hoch angesetzt. Dadurch wurde die Lustpille für Frauen von keinem Versicherer bezahlt, was zu den schlechten Verkaufszahlen geführt habe. Mittlerweile hat sich Valeant von Addyi und seinem Entwickler Sprout Pharmaceuticals getrennt. Das Unternehmen war erst 2015 geschluckt worden.

Hierzulande ist Valeant/Bausch ebenfalls mit Ophthalmika vertreten, die unter den Marken Bausch + Lomb und Dr. Mann vermarktet werden. Mit Abverkäufen von rund 100 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) gehört das Unternehmen laut Insight Health zu den führenden OTC-Herstellern. Wichtige Marken sind Artelac und Vidisic. Zum Sortiment gehören auch Vivimed/Vivinox, Corneregel, Berberil, Gelaspon, Panthenol, Ocuvite, Dexa/Dexamytrex, Floxal, und Betamann/Timomann. Nachdem es zuletzt mehrfach Wechsel im Management gegeben hatte, hat jetzt Petrik Dauer die Führung in Berlin übernommen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
1 Milliarde Euro Investition
Novo Nordisk erweitert Produktion
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte