Online-Vermarktung

Ursapharm löscht Versandapotheken

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Berlin -

Der Hersteller Ursapharm hat auf den Protest von Apothekern reagiert und verlinkt nicht länger direkt zu den Shops diverser Versandapotheken. Auf der Produktseite des Nahrungsergänzungsmittels Aronia+ gibt es neuerdings nur noch den Apothekenfinder für Vor-Ort-Apotheken.

Ursapharm hatte bislang unter der Suchfunktion für Apotheken auf 17 Versender verwiesen. Darüber hatte sich ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen beim Außendienst beschwert: „Wir machen das Produkt in der Apotheke vor Ort bekannt und die Folgebestellung sollen die Kunden dann ‚bequem online‘ aufgeben“, kritisierte er. Nachdem er seinen Protest öffentlich kundgetan hatte, meldeten sich auch Kollegen zu Wort.

Der Hersteller hat sich die Kritik zu Herzen genommen und die Versender von der Homepage entfernt. „Die Apotheke ist und bleibt für Ursapharm der Vertriebskanal Nr. 1. Wie klar wir uns zur stationären Apotheke bekennen, zeigt auch der kontinuierliche Ausbau unseres Apotheken-Außendienstes und das große Schulungsangebot in der Offizin in den vergangenen Jahren. Dieses werden wir 2018 noch weiter ausbauen“, so Ursapharm-Sprecher.

Da das eigene Portfolio hochwertige Therapiekonzepte umfasse, halte der Hersteller an der Strategie fest, das Fachpersonal in den Apotheken bei der individuellen Beratung der Patienten zu unterstützen. Ein Grund für die vorherige Einbindung der Versender war die noch mäßige Distribution des neuen Produkts – knapp jede dritte Apotheke führt nach Herstellerangaben derzeit Aronia+ im Sortiment.

Der Apotheker freut sich über die Reaktion von Ursapharm. Und er fühlt sich ermutigt, weitere Firmen anzugehen. So bereits geschehen bei Bayer. Die Leverkusener unterscheiden auf der Produktseite von Bepanthen nämlich auch zwischen „Apotheken in Ihrer Nähe“ und „Online kaufen“. Letztere kann man über ein rotierendes Rondell auswählen – zumindest für die 15 gelisteten Versandapotheken ist das absolut diskriminierungsfrei. Alle vier Sekunden schlägt Bayer eine andere Versandapotheke vor.

Immerhin: Der Apothekenfinder hebt die besondere Betreuung vor Ort hervor: „In der Apotheke werden Sie von Experten persönlich beraten“, heißt es bei Bayer. Die Apotheken können wie gewohnt in einem Suchfeld über den Ortsnamen oder die Postleitzahl gefunden werden.

Dasselbe Bild bei Bayers bekanntester Marke: Auf der Aspirin-Homepage werden sechs Versender vorgeschlagen: Apo-Rot, DocMorris, Medpex, Shop-Apotheke, Apotal und Medikamente-per-Klick. Eine Reaktion von Bayer steht noch aus.

Post von dem Apotheker aus NRW hat auch GlaxoSmithKline (GSK) bekommen. Der Konzern fährt auf der Internetseite zu Voltaren nämlich ebenfalls eine Doppelstrategie: Unter dem Reiter „Verkaufsstellen“ sind zwar die „Apotheke in Ihrer Nähe“ mit einer Postleitzahlsuche vorausgewählt. Daneben kann der Besucher auf „Online-Apotheken“ klicken und bekommt 16 direkt zur Auswahl gestellt, weitere 15 können in einem Drop-down-Menu ausgewählt werden.

Auch für sein Hautpflegeprodukt für Allergiker Physiogel betreibt GSK eine eigene Homepage. Hier wird unterschieden zwischen den – wiederum automatisch ausgewählten – „Physiogel Kompetenz Apotheken“ und „Physiogel Online Apotheken“. Das sind in diesem Fall Shop-Apotheke, Apo-Discounter, DocMorris, Apotal, Sanicare und Medikamente-per-Klick.

Grundsätzlich gehört der Vertrieb über das Internet heute bei vielen OTC-Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln zum Geschäft. Dass die Produkte auch im Versandhandel angeboten werden, ist auch für die meisten Apotheken heute eine Selbstverständlichkeit. Für Unmut unter den Apothekern sorgt regelmäßig, wenn Hersteller die Versandapotheken allzu offensiv protegieren.

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