Portrait

Urs Lehmann: Homöopathie statt Ski

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Berlin -

Vom Ski-Weltmeister zum Chef eines Homöopathika-Herstellers – die Karriere von Urs Lehmann ist in der Branche wohl einzigartig. APOTHEKE ADHOC erzählt er, wie ihm der Übergang vom Sport in die Pharmabranche gelungen ist.

Geboren im Schweizer Kanton Aargau, stand Lehmann seit Kindesbeinen auf Ski. Im Alter von acht Jahren meldete ihn sein Vater zu seinem ersten Schülerrennen an, bei dem er den zweiten Platz holte. Die Skiclubs wurden aufmerksam und wollten das junge Talent fördern. Zehn Jahre später wurde er Junioren-Ski-Weltmeister. Allerdings wurde es für Lehmann zunehmend schwerer, Schule und Sport zu vereinbaren.

Darum überredete er seine Eltern, ihn auf eine Privatschule zu schicken, an der er seine Matura im Heimstudium im eigenen Tempo absolvieren konnte. „Ich wusste, dass ich irgendwann ins normale Berufsleben zurückkehren muss“, sagt Lehmann. Fortan konnte er sich im Winter aufs Skifahren konzentrieren und im Sommer auf die Schule. 1993, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, gewann Lehmann in Japan die Weltmeisterschaft in der Abfahrt. In den Folgejahren hatte er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und kündigte 1997 seinen Rücktritt vom Skisport an.

Der nächste Schritt ins normale Berufsleben war das BWL-Studium, das Lehmann nach seinem Ausstieg begann und mit dem Doktortitel abschloss. „Es war nicht einfach an der Uni, da ich zehn Jahre älter war als meine Kommilitonen“, erinnert er sich. „Ich bin noch einmal drei Schritte zurück gegangen.“ Komplett kehrte er der Ski-Welt aber nicht den Rücken. Schon damals kommentierte er bei Eurosport – den Job macht er bis heute – und war Botschafter des Ski-Ausrüsters Salomon. Seit 2008 ist er Präsident des Schweizerischen Skiverbands.

Lehmann arbeitete in der Unternehmensberatung und als Finanzchef des Logistikkonzerns Via Mat. „Es war ein ganz anderes Leben“, sagt er über seinen Wechsel von der Piste hinter den Schreibtisch. „Man muss auf viele Privilegien verzichten.“ Er war sich dessen aber stets bewusst und konnte gut damit umgehen. 2009 übernahm er bei Similasan das Ruder. Das Schweizer Familienunternehmen war für ihn „hochspannend“. Zudem habe der Hersteller von Homöopathika keine Anknüpfungspunkte zu Doping im Sport gehabt, was dem Ex-Skifahrer besonders wichtig war.

Leistungssportler lernen viele Dinge, die im Berufsleben nützlich sind, ist Lehmann überzeugt: „Sie haben den Umgang mit Niederlagen gelernt und wollen immer wissen, was sie noch besser machen können.“ Er stellt darum besonders gerne Sportler ein. Bei Similasan absolvieren derzeit drei Nachwuchssporttalente eine kaufmännische Ausbildung. Swiss Olympic zertifizierte den Hersteller als „leistungssportfreundlichen Lehrbetrieb“. Als Sponsor ist Similasan jedoch nicht aktiv. Überschneidungen mit Lehmanns Posten bei Swiss-Ski sollen unbedingt vermieden werden.

Lehmann hat ehrgeizige Ziele für Similasan. In Zukunft will das Unternehmen jedes Jahr ein neues Land mit seinen Produkten erschließen. Als nächstes steht der Einstieg in den brasilianischen Markt bevor, der sehr naturaffin sei. „In dem Land gibt es 20.000 Apotheken, davon 2000 rein homöopathische“, so Lehmann. Wann der Markteinstieg in Deutschland kommt, ist noch unklar.

Similasan ist in der Schweiz Marktführer im Bereich Homöopahie, 90 OTC- und 25 kosmetische Produkte hat das Unternehmen dort auf dem Markt. Allerdings werden nur 15 Prozent des Gesamtumsatzes im heimischen Markt erwirtschaftet, der Rest im Ausland. Insgesamt ist der Hersteller in 17 Ländern in Europa, Amerika und Asien aktiv, der größte Markt sind die USA.

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