„Unsicherheit und Wunschdenken“ Patrick Hollstein, 04.12.2007 15:08 Uhr
Der Vorstandsvorsitzende der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag), Dr. Thomas Trümper, hat auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens in Frankfurt die einseitige Diskussion um die Liberalisierung des Apothekenmarktes kritisiert. „Die derzeitige Debatte ist durch Unsicherheit und das Wunschdenken einiger Marktteilnehmer geprägt“, sagte Trümper. „Dabei gilt in der öffentlichen Diskussion jeder Befürworter einer Deregulierung automatisch als liberal und innovativ; Verfechter des bestehenden Systems werden dagegen als altmodisch hingestellt.“
Trümper machte deutlich, dass die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) keineswegs so vorhersehbar sei wie von einigen interessierten Kreisen behauptet. Unternehmensberatungen lancierten zwar im Auftrag internationaler Konzerne Studien, mit denen der Marktumbruch herbeigeführt werden soll. Doch die Regierungen Deutschlands und anderer EU-Länder hätten völlig anders lautende Stellungnahmen abgegeben.
Außerdem müsse die Frage grundsätzlich erlaubt sein, welche konkreten Vorteile die Liberalisierung mit sich brächte. Trümper: „Auf der europäischen Ebene herrscht breiter gesellschaftlicher Konsens, dass Arzneimittel Waren der besonderen Art sind.“ An den Spekulationen zum Ausgang des EuGH-Verfahrens will sich der Anzag-Chef nicht beteiligen. Darüber gebe es selbst unter Juristen sehr unterschiedliche Meinungen. Sein Unternehmen werde sich aber auch in Zukunft „ganz und gar“ der inhabergeführten Apotheke verschreiben. Diese wird nach Ansicht Trümpers auch im Fall einer Liberalisierung erfolgreich sein.