Kommentar

Umweg zur Apotheke Patrick Hollstein, 11.09.2012 15:26 Uhr

Berlin - 

Der Versandhandel ist tot, es lebe der Versandhandel. Zehn Jahre ist es her, dass Rabauken wie Ralf Däinghaus oder Oliver Blume zum Angriff auf den Apothekenmarkt geblasen haben. Das System hat den Anfeindungen stand gehalten und allenfalls einen Imageschaden davongetragen; die „kreativen Zerstörer“ sind – mehr oder weniger freiwillig – weiter gezogen. Jetzt will es ein ganz anderer Typus von Unternehmern noch einmal wissen. Freund und Feind sind auf den ersten Blick nicht leicht zu unterscheiden. Und die Anzag macht überraschend als Steigbügelhalter mit.

 

Nach dem K.o. für Rx-Boni aus Holland sind Lieferdienste für Vor-Ort-Apotheken offensichtlich die Geschäftsidee der Stunde. Was nach einer Reißbrett-Idee von Marketingstudenten klingt, hat prominente Protagonisten auf den Plan gerufen: Neben dem Versandhändler Otto haben auch die Macher von Dedendo die vermeintlichen Zeichen der Zeit erkannt.

Ob es wirklich einen Bedarf gibt, Botendienste von Apotheken über das Internet zu buchen, und ob Apotheker bereit sind, dafür Provisionen zu zahlen, muss sich erst erweisen. Insofern verwundert auch die Tatsache, dass ausgerechnet Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper mitmacht: Als routinierter Geschäftsmann und ausgewiesener Freund der Apotheker hatte er in der Vergangenheit die Sperenzien der Möchtegern-Innovatoren stets mit erfrischender Distanz kommentiert.

Vielleicht geht es den Machern von Dedendo aber auch weniger um das Konzept, als vielmehr um die Marke: Selbst wenn das Modell des Lieferdienstes nach zwei Jahren nicht aufgegangen sein sollte, bliebe am Ende vielleicht ein Anlaufpunkt im Internet, der – wie Zalando für Schuhe – für Arzneimittel und Apotheke steht. Ermöglicht hätten dies die Apotheker, gewonnen hätten sie dadurch nichts. Als „bundesweiter Lieferdienst von Apothekenprodukten“ wird die Plattform beworben. Wer liefert, könnte am Ende Nebensache sein.