Umsatzrückgang: DocMorris stutzt Prognose Patrick Hollstein, 19.10.2023 07:39 Uhr
DocMorris muss seine Investoren erneut vertrösten: Die Umsätze sind weiter rückläufig, und zwar sowohl im OTC- als auch im Rx-Bereich. Das Management muss die Prognose kürzen.
In Deutschland reduzierten sich die Abverkäufe um 4,7 Prozent im dritten Quartal in Lokalwährung, wobei sich der OTC-Außenumsatz um 2 Prozent verringerte und das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten auf Basis von Papierrezepten um 16,9 Prozent. Das lag sogar unter den Erwartungen des Managements.
Damit ergibt sich folgendes Zahlenwerk für das dritte Quartal beziehungsweise die ersten neun Monate:
- Gesamtumsatz:
- 256 Millionen Schweizer Franken (minus 6 Prozent)
- 757,5 Millionen Schweizer Franken (minus 16 Prozent)
- Deutschland
- 241,6 Millionen Schweizer Franken (minus 5 Prozent)
- OTC: 196,2 Millionen Schweizer Franken (minus 3 Prozent)
- Rx: 43,3 Millionen Schweizer Franken (minus 18 Prozent)
- 710,1 Millionen Schweizer Franken (minus 16 Prozent)
- OTC: 571,8 Millionen Schweizer Franken (minus 16 Prozent)
- Rx: 132,8 Millionen Schweizer Franken (minus 20 Prozent)
- 241,6 Millionen Schweizer Franken (minus 5 Prozent)
- Europa
- 13,9 Millionen Schweizer Franken (minus 13 Prozent)
- 45,3 Millionen Schweizer Franken (minus 18 Prozent)
Höherer Umsatzverlust
Vor diesem Hintergrund kassiert das Management die im März abgegebene Prognose und geht von einem Umsatzrückgang im höheren einstelligen Prozentbereich in Lokalwährung aus, vorher war von einem mittleren einstelligen Prozentbereich die Rede. Damit könnte am Ende ein dreistelliger Millionenbetrag fehlen. Und Voraussetzung ist, das die Erlöse im vierten Quartal anziehen. Der operative Verlust auf Basis des bereinigten Ebitda soll bei 30 bis 40 Millionen Franken liegen, bislang hatte man eine Spanne von 20 bis 40 Millionen Franken in Aussicht gestellt.
Kleiner Lichtblick für das Management: Gegenüber dem zweiten Quartal konnte zuletzt ein leichtes Wachstum erzielt werden; im Vorquartal waren die Erlöse aber auch deutlich eingebrochen. Insgesamt konzentriere man sich weiterhin auf den Maßnahmenplan, um „die nachhaltige Basis für die Profitabilität und das Umsatzwachstum weiter zu festigen“.
200.000 Kunden verloren
Auch die Zahl der aktiven Kundinnen und Kunden war weiter rückläufig: Mit 8,8 Millionen lag sie 200.000 unter dem Wert von Ende Juni. Hintergrund ist laut Management die „Fokusierung auf potenzielle E-Rezept-Kunden in Deutschland, insbesondere mit einem chronischen Medikamentenbedarf“.
Von Ende März bis Ende Juni hatte DocMorris bereits eine halbe Million Kundinnen und Kunden verloren – Ende 2021 gab es sogar noch 12,4 Millionen. Mehr als jeden vierten aktiven Käufer hat DocMorris also verloren.
Hoffnung auf E-Rezept
Ohne eigene Zahlen zu nennen lobt das Management den rasanten Anstieg bei E-Rezepten. Die Anzahl der insgesamt eingelösten elektronischen Verordnungen habe sich seit Juni verdoppelt und im dritten Quartal bei rund 5 Millionen gelegen. 11.000 Praxen hätten bereits E-Rezepte ausgestellt, was mehr als 10 Prozent entspreche.
Bezüglich der eigenen NFC-eGK-Lösung verliefen die Gespräche mit Bundesgesundheitsministerium (BMG) und Gematik „sehr konstruktiv“. „DocMorris geht davon aus, dass dieser volldigitale Einlöseweg bis spätestens Ende 2023 in der Praxis umgesetzt sein wird.“