Bitkom-Umfrage

Umfrage: Politik soll deutsche Plattformen fördern

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Berlin -

Spätestens seit der Gründung des Zukunftspakts von Noweda/Burda hat die sogenannte Plattformökonomie auch den Apothekenmarkt erreicht. Inzwischen konkurrieren auch die Initiative Pro AvO und der DAV mit seiner Patienten-App um die Vorherrschaft. Dabei genießt die Plattformökonomie in der Unternehmerschaft keinen ungeteilt guten Ruf: Eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom ergab, dass viele Unternehmen in Deutschland digitalen Plattformen eher skeptisch gegenüberstehen. Allerdings glauben fast alle an ihren Siegeszug.

45 Prozent der Unternehmen gaben zwar an, dass sie digitale Plattformen eher als Chance für das eigene Geschäft sehen, zugleich halten sie aber drei von zehn für ein Risiko. Jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) misst digitalen Plattformen gar keine Bedeutung für das eigene Geschäft zu. Zum Vergleich: 96 Prozent halten ganz allgemein die Digitalisierung für eine Chance für das eigene Unternehmen, nur 3 Prozent sehen in ihr ein Risiko. Für die Studie im Auftrag von Bitkom wurden mehr als 500 Unternehmen in Deutschland mit 20 oder mehr Mitarbeitern befragt.

Insgesamt zeigen sich die Unternehmen mit Blick auf Plattformen gespalten. Rund zwei Drittel (63 Prozent) nehmen an, dass die Nutzung digitaler Plattformen insgesamt mehr Vorteile als Nachteile für sie bringt, aber 27 Prozent sagen: Digitale Plattformen gefährden unsere Existenz. „Jede Branche und jedes Unternehmen muss sich mit digitalen Plattformen beschäftigen. Die Bedeutung und gerade auch die Chancen digitaler Plattformen werden in der deutschen Wirtschaft immer noch unterschätzt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Manager und Unternehmer, die heute noch glauben, dass die Plattform-Ökonomie keine Auswirkungen auf ihr Unternehmen hat, müssen aufwachen.“

Große Einigkeit herrscht aber trotzdem darin, dass die Bedeutung von digitalen Plattformen künftig weiter zunehmen wird. So sind jeweils 9 von 10 Unternehmen überzeugt, dass in zehn Jahren digitale Plattformen für die weltweite (90 Prozent) wie auch für die deutsche Wirtschaft (89 Prozent) sehr wichtig oder eher wichtig sein werden. 83 Prozent stimmen der Aussage für die eigene Branche zu und immerhin 75 Prozent für das eigene Unternehmen.

Als wichtigste Vorteile digitaler Plattformen gelten in der deutschen Wirtschaft die Schaffung eines breiteren Angebots (74 Prozent), die Erschließung neuer Kundengruppen (72 Prozent) und die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens (68 Prozent). Dahinter folgen die Steigerung der Bekanntheit (63 Prozent) und die Förderung von Innovationen (62 Prozent). Aber auch die Einnahmen spielen eine wichtige Rolle. So sehen 57 Prozent eine Steigerung des Umsatzes bei bestehenden Produkten und 42 Prozent zusätzliche Umsätze mit neuen Produkten. Fast jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) verspricht sich durch die Gewinnung von Daten Vorteile.

Sorgen machen den Unternehmen demgegenüber der einfache Marktzutritt für neue Wettbewerber (65 Prozent), ein erhöhter Preisdruck sowie der Verlust der direkten Kundenbeziehung (je 55 Prozent). Dahinter folgen schrumpfende Margen durch Gebühren (48 Prozent). Viele Unternehmen fürchten eine starke Stellung des Plattformbetreibers. So haben 42 Prozent Sorgen, dass sie in Abhängigkeit vom Plattformbetreiber geraten und jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) sieht die Weitergabe von Kundendaten an den Plattform-Betreiber kritisch. 23 Prozent beklagen darüber hinaus einen unklaren Rechtsrahmen, etwa bei Kooperationen für den Aufbau von Plattformen.

Eine häufig geäußerte Sorge in der Diskussion über digitale Plattformen ist die Monopolbildung. Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) glaubt, dass sich auf Dauer nur eine Plattform für einen Zweck auf dem Markt halten kann und so ein Monopol entstünde. „Die Geschichte vom Plattform-Monopol ist ein Märchen“, sagt Berg. So gebe es im E-Commerce-Markt, auf dem sich die Entwicklung von Plattformen gut verfolgen lässt, zwar nur wenige globale Player, die einen großen Marktanteil auf sich vereinen. Dahinter sei aber eine ganze Reihe von nationalen Anbietern entstanden und eine Vielzahl von Plattformen besetzten zudem größere oder kleinere Nischenmärkte. Berg: „Auf jedem Markt gibt es Platz für mehr als eine digitale Plattform. Und die Karten werden in der digitalen Welt ständig neu gemischt – selbst heute führende Plattformen können in einigen Jahren von neuen Wettbewerbern überholt werden.“

Eine große Mehrheit (84 Prozent) der Unternehmen fordert, dass die Politik den Aufbau deutscher und europäischer digitaler Plattformen fördern sollte. Als konkrete politische Maßnahmen werden europaweit einheitliche Regeln (53 Prozent) sowie mehr Rechtssicherheit für digitale Plattformen (50 Prozent) gefordert. Berg: „Wir brauchen einen Rechtsrahmen, der neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle fördert und nicht erschwert.“

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