Digitalisierung

Umfrage: Mehrheit der Bevölkerung will kein E-Rezept

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Berlin -

Eine konsequente Digitalisierung des Gesundheitswesen ist längst überfällig, sagen Politik und Branchenexperten. In der Bevölkerung ist diese Ansicht aber offenbar weit weniger verbreitet: Einer aktuellen Umfrage der Marktforschungsagentur Toluna zufolge zieht die Mehrheit der Menschen das klassische Papierrezept der elektronischen Verordnung vor. Außerdem scheint auch bei den Verbrauchern die Sorge anzukommen, dass das E-Rezept den Vor-Ort-Apotheken schaden könnte.

Gäbe es eine Volksabstimmung über das E-Rezept, hätte es wohl schlechte Chancen: Der repräsentativen Bevölkerungsbefragung zufolge, die UCB Pharma in Auftrag gegeben hat, begrüßt mit 29 Prozent nicht einmal jeder Dritte die Einführung des E-Rezepts. Demgegenüber gaben 40 Prozent an, skeptisch zu sein und sich auch weiterhin vom Arzt eher ein Papierrezept statt einer elektronischen Verordnung ausstellen zu lassen. Mit 31 Prozent gab allerdings auch fast jeder Dritte an, keine klare Vorliebe zu haben.

Die große Mehrheit der Befragten sieht sowohl Vor- als auch Nachteile durch die Einführung elektronischer Verordnungen. 82 Prozent sehen insbesondere Vorzüge. Vor allem bei der Umweltfreundlichkeit erwarten 61 Prozent Verbesserungen durch die Einsparung von Papier. Auch erhoffen sich 39 Prozent, dass eine Online-Ausstellung von Folgerezepten Erleichterungen bringt.

Besondere Hoffnungen verbinden Verbraucher aber vor allem mit Blick auf Versandapotheken: 40 Prozent haben demnach angegeben, dass sie eine schnellere Bearbeitung ihrer Online-Bestellungen erwarten. Relevant scheint auch der Gang zum Briefkasten zu sein, um das Papierrezept einzusenden: 30 Prozent gaben an, es als einen Vorteil zu sehen, dass sie sich bei der Bestellung in einer Versandapotheke künftig den Weg zum Briefkasten sparen können. Weitere 28 Prozent erhoffen sich eine schnellere Lieferung ihrer Arzneimittel bei der Online-Bestellung. Die Vorzüge sehen die Befragten also hauptsächlich für den Online-Handel.

Bei UCB sieht man in der Stärkung des Onlinehandels einen Vorteil für die Patienten. „Die Einführung des E-Rezepts ist überfällig“, sagt Geschäftsführer Dr. Karl-Werner Leffers. „Die Gewinner sind die Patienten, da durch die Beschleunigung der Medikamentenbestellung im Netz der Wettbewerb unter den Apotheken gestärkt wird. Allerdings ist die Voraussetzung für die Nutzung, dass die digitale Infrastruktur die Gesundheitsdaten zuverlässig schützt.“

Immerhin kommt es der Umfrage zufolge für fast jeden Dritten auch trotz des E-Rezepts nicht infrage, Arzneimittel online zu bestellen. Umgekehrt gilt aber auch: Fast jeder Zweite gab an, dass er sich vorstellen könne, Medikamente künftig online zu bestellen.

Etwas ausgeprägter als die Hoffnungen sind allerdings die Bedenken mit Blick auf die Einführung des E-Rezepts: 86 Prozent gaben an, welche zu haben. Dabei ist die Sorge vor Datenmissbrauch nur an zweiter Stelle, wichtiger sind technische Bedenken – und die Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsteile. So befürchten 57 Prozent der Befragten, dass Menschen ohne Smartphone vom E-Rezept ausgeschlossen sein werden. 37 Prozent der Befragten kritisieren, dass die Nutzung von elektronischen Verordnungen technische Kenntnisse erfordert, die nicht jeder Anwender hat.

Aber auch die Befürchtungen der Vor-Ort-Apotheker, dass das E-Rezept ihrer Branche schaden könnte, scheinen bei vielen Verbrauchern angekommen zu sein: 37 Prozent gaben an, dass sie befürchten, das E-Rezept könne die Apotheken vor Ort schwächen. 26 Prozent befürchten, dass sie bald nicht mehr zur Apotheke ihrer Wahl gehen können. Lediglich eine absolute Minderheit von 14 Prozent der Befragten gab an, überhaupt keine Bedenken bei der Einführung des E-Rezepts zu haben.

Dabei gilt laut Umfrage, dass junge Menschen offener sind als ältere und Männer weniger skeptisch als Frauen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen gaben 42 Prozent der Befragten an, das E-Rezept zu bevorzugen, unter den 30- bis 39-Jährigen sind es gar 45. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen sinkt die Zustimmung bereits rapide auf 24 Prozent, bei den über 60-Jährigen sogar noch weiter auf 20 Prozent. Auch sind Frauen skeptischer als Männer: Während jeder dritte Mann angab, das E-Rezept zu bevorzugen, war es bei den Frauen nur jede Vierte.

Dass die Sorgen der Vor-Ort-Apotheker nicht ganz unbegründet sind, ergab im vergangenen Frühjahr auch eine Studie des Marktforschungsinstituts Dr. Kaske. Demnach werde der Anteil der Online-Versender am OTC-Geschäft schon kurz nach der Einführung rapide ansteigen, nämlich auf bis zu 10,2 Prozent, was einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro entspreche. 5,3 Milliarden Euro, die den Vor-Ort-Apotheken fehlen. Deren Zahl werde sich demnach bis 2030 um bis zu 7000 verringern.

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