Erkältungsmittel

Umckaloabo ist zurück

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Berlin -

Die Erkältungssaison war ein Glücksfall für alle Hersteller. Auch wenn pflanzliche Präparate weniger stark zulegten als die chemisch-synthetischen Mittel: Das Plus machte den Einbruch im Vorjahr mehr als wett. Besonders zufrieden dürfte man bei Dr. Willmar Schwabe sein: Bei Umckaloabo zeichnet sich nach schwierigen Jahren eine Kehrtwende ab.

Die öffentliche Debatte um mögliche Leberschäden hatte dem Pelargonium-Extrakt zugesetzt. Die Abverkäufe gingen in den letzten Jahren kontinuierlich zurück: Wurden 2011 noch 3,2 Millionen Packungen im Wert von 47 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) verkauft, waren es im vergangenen Jahr knapp 2 Millionen Packungen im Wert von 28 Millionen Euro. Selbst die Erkältungssaison 2012/2013 konnte den Sinkflug nicht stoppen.

Doch jetzt meldet sich der Klassiker zurück: In den ersten beiden Monaten legten die Umsätze um 20 Prozent auf 7,7 Millionen Euro zu; auch im März konnten die Karlsruher das Wachstum halten. Allerdings hatte Schwabe auch einen Großteil des Umsatzes in Werbung investiert – genauso wie Medice bei Meditonsin, das ebenfalls um rund 20 Prozent zulegte.

Sinupret (Bionorica) und Gelomyrtol (Pohl-Boskamp) wuchsen jeweils um rund 30 Prozent. Deutlich dynamischer entwickelten sich nur die klassischen Grippemittel wie Grippostad (Stada), Wick Medinait (P&G) und Aspirin complex (Bayer), die um 80, 70 beziehungsweise 55 Prozent zulegten.

Das Wachstum bei Umckaloabo ist auch deswegen bemerkenswert, weil das Original seit einem Jahr generischer Konkurrenz ausgesetzt ist. Doch die Nachfrage nach den etwas preiswerteren Varianten hält sich in Grenzen: Knapp 90 Prozent des Marktes konnte Schwabe verteidigen, Ratiopharm kommt auf 9 Prozent, Hexal mit seinem als traditionelles Arzneimittel registrierten Pelasya auf 2 Prozent.

Das Comeback könnte auch mit dem Abschluss des Stufenplanverfahrens zusammenhängen, das das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Oktober 2011 eingeleitet hatte. Bis dahin waren 30 Meldungen über Leberschäden nach der Einnahme von Umckaloabo eingegangen – 26 Berichte aus Deutschland, zwei aus der Schweiz, einer aus Italien und einer aus Singapur. In einem Hepatitis-Fall war eine Lebertransplantation notwendig.

In sieben der insgesamt elf gemeldeten Fälle von Hepatitiden war ein möglicher kausaler Zusammenhang ermittelt worden. Gelbsucht war bei sechs von acht Fällen in Verbindung mit der Einnahme des Pelargonium-Extraktes gebracht worden. Bei zwei von drei Patienten mit Leberschädigung konnte ebenfalls ein möglicher direkter Zusammenhang festgestellt werden.

Inwieweit die gleichzeitige Einnahme weiterer Arzneimittel eine Rolle spielte, war unklar. In 19 der 30 gemeldeten Fälle hatten die Patienten noch zusätzliche Arzneimittel eingenommen.

Trotzdem wurden die Hersteller vor einem Jahr dazu verpflichtet, die Gebrauchs- und Fachinformationen um den Hinweis zu ergänzen: „Fälle von Leberschäden und Hepatitis wurden im Zusammenhang mit der Einnahme von Pelargonium-haltigen Arzneimitteln berichtet; die Häufigkeit ist nicht bekannt“.

Für Schwabe ist der Abschluss des Verfahrens trotzdem ein Erfolg, ist doch die öffentliche Debatte seitdem weitgehend zur Ruhe gekommen. Laut BfArM hatte es seit 2008 ohnehin keine weiteren entsprechenden Spontanmeldungen mehr gegeben. Steigerwald/Bayer steht die kritische Phase bei Iberogast womöglich erst noch bevor: Während die Bayer-Tochter mit dem BfArM über Warnhinweise streitet, sind bei der Behörde zuletzt wieder Meldungen über Leberschäden eingegangen.

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