Übernahme

Ex-Fußballprofi Lahm jetzt Mr. Sixtus APOTHEKE ADHOC, 08.08.2017 13:56 Uhr

Berlin - 

Zum Saisonende hat Fußballprofi Philipp Lahm seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Jetzt steigt der Ex-Kapitän des FC Bayern München und der Nationalmannschaft mit Vollgas ins Geschäftsleben ein: Lahm übernimmt den Sportsalben- und Pflegeproduktehersteller Sixtus komplett. Der bisherige Mitgesellschafter, die Kroha Holding, hat ihre Anteile vollständig an die Philipp Lahm Holding übertragen, die damit 100 Prozent der Anteile am oberbayerischen Unternehmen hält. Lahm war bereits 2015 bei Sixtus eingestiegen.

Franz Kroha, Geschäftsführer der Kroha Holding, war 2012 bei Sixtus eingestiegen und trennt sich jetzt von seinen Anteilen. Lahm hatte vor zwei Jahren 50 Prozent von Sixtus übernommen. Kroha: „Mit Philipp Lahm habe ich den strategisch richtigen Gesellschafter für Sixtus gefunden. Er steht am Anfang seiner Karriere als Unternehmer und kann und möchte das Unternehmen langfristig begleiten.“ Krohn will sich künftig wieder stärker auf sein Kerngeschäft, das Verpackungsgewerbe, fokussieren, berichtet das Fachblatt Markenartikel.

Die Sixtus-Werke Schliersee sind ein Pflegeprodukte-Hersteller aus dem oberbayerischen Alpenvorland, der Alpenkräuterpräparate produziert, die Haut und Muskeln im Alltag sowie vor, während und nach dem Sport aktivieren, schützen oder regenerieren sollen. Die besten Zeiten haben die Sixtus-Werke aber lange hinter sich. Die Produkte der Traditionsfirma sollten mit dem Einstieg von Fußballprofi Philipp Lahm wieder neuen Glanz erhalten.

Die Ursprünge von Sixtus reichen bis ins Jahr 1931 zurück. Otto Richter, Drogist in Schliersee, stellte in seinem Laboratorium ein Hautöl her, das er nach der Kirche im Ort benennt. Im September 1939 übernahm der Drogist Fritz Becker das Geschäft; er hat in München in der Forschungsabteilung von Dr. Willmar Schwabe gearbeitet und wollte sich selbstständig machen.

Mit der Idee, einen Fußbalsam zu vertreiben, lag er genau richtig. Denn während der Kriegsjahre fand der Sixtuwohl-Fußbalsam bei den Soldaten reißenden Absatz. Selbst die wegbrechenden Umsätze mit Sixtolin konnte Becker ausgleichen: Er lieferte das Sonnenbrandöl für den Nordafrikafeldzug der deutschen Wehrmacht.

Nach Kriegsende hatte die Firma mehr als 100 Mitarbeiter – und Becker ein neues Vermarktungskonzept. 1949 wurde Sixtus Teamsponsor beim Sechstage-Radrennen in München, 1952 Ausrüster der Deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Fortan stattete das Unternehmen bei internationalen Wettkämpfen Spitzensportler aus.

Nach dem Motto „Wer Sport treibt, braucht Sixtus“ kamen unter der Dachmarke Sixtufit neue Produkte auf den Markt, darunter ein Massageöl, ein Start- und Muskelöl und ein Verbandspray. Die Auszüge aus Alpenkräutern verarbeitet das Unternehmen in der Fabrik am Schliersee selbst; andere Zutaten werden eingekauft.

Dank der internationalen Beziehungen wurden die Produkte schnell in aller Welt verkauft. Doch mit der Zeit kam das Sortiment in die Jahre; 2011 kam die Firma noch auf Umsätze von fünf Millionen Euro – 60 Prozent entfielen auf die Fußpflegeprodukte, der Rest verteilte sich zu gleichen Teilen auf Kosmetika und den Sportbereich. Die Firma geriet in wirtschaftliche Schieflage. Parallel zeichneten sich auch Probleme in der Unternehmensnachfolge ab. 2012 führen die drei Söhne des Firmengründers – Anton (Kaufmann), Fritz jr. (Drogist) und Franz (Apotheker) – Verhandlungsgespräche mit potenziellen Käufer. Ihnen war es wichtig, dass trotz aller Erbstreitigkeiten die verbliebenen 35 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze behalten. Mit ruhigem Gewissen wollen sie sich in den Ruhestand begeben.

Anfang 2013 hatte Sixtus dann neue Eigentümer. Gemeinsam mit dem damaligen Nemetschek-Chef Ernst Homolka übernahm Franz Kroha das Traditionsunternehmen. Kroha kommt ebenfalls aus Schliersee und ist Inhaber des gleichnamigen Verpackungsherstellers. Homolka war nach wenigen Monaten wieder weg, stattdessen holte Kroha 2015 Lahm an Bord. Für eine vergleichsweise geringe Einlage erhielt Lahm 50 Prozent der Anteile.

Mit dem Relaunch der Marken wurde bereits begonnen. Nachdem bereits unter alter Führung das Sortiment aufgeräumt worden war, gab es jetzt auch wieder Produktneueinführungen. Sogar eine apothekenexklusive Linie hat Sixtus im Sortiment; den Vertrieb übernimmt der Dienstleister Kyberg.