Trans-o-flex will Arztpraxen direkt beliefern APOTHEKE ADHOC, 25.03.2021 14:36 Uhr
Der Großhandel hat die geplante Verteilung der Coronaimpfstoffe über die Apotheken an die Arztpraxen grob skizziert: Im Kern geht es darum, dass immer nur der Wochenbedarf ausgeliefert wird, sodass mit Blick auf die Haltbarkeit ein Transport bei Kühlschranktemperatur möglich ist. Für eine andere Lösung wirbt weiterhin der Logistikdienstleister Trans-o-flex. Das Unternehmen aus Weinheim will die Praxen direkt beliefern – und die Apotheken allenfalls als Zwischenlager einspannen.
Das bayerische Gesundheitsministerium vertraut bei der Impfstoffverteilung auf Trans-o-flex: Der Logistiker, der mit Thermomed ein spezielles Angebot für den Transport temperaturempfindlicher Ware hat, beliefert die rund 100 Impfzentren im Freistaat. Die Vakzine werden in Fahrzeugen mit aktiver Temperaturführung befördert. Insgesamt wurden bislang rund 2,4 Millionen Impfdosen ausgeliefert. „Aufgrund seines bundesweiten Netzwerks hat Trans-o-flex sowohl die erforderliche Kapazität als auch das entsprechende Know-how, um die bisher von jedem der 16 Bundesländer einzeln organisierte Impfstoffverteilung durch eine bundesweit einheitliche Lösung zu ersetzen“, sagt eine Sprecherin.
Unlängst wurden dem Unternehmen zufolge die Erweiterung des Zentralumschlags in Baunatal abgeschlossen und damit 25 Prozent mehr Kapazität im aktiv temperaturgeführten Netzwerk für Arzneimitteltransporte geschaffen. Firmenchef Wolfgang P. Albeck versichert, man könne bundesweit alle Impfzentren, Krankenhäuser, Apotheken und Arztpraxen über Nacht mit Impfstoffen beliefern. „Bei einer bundesweiten Verteilung über ein Netz sinkt der administrative Aufwand für die Auftraggeber nachhaltig. Denn eine Lösung kann für alle Länder angewandt werden.“
Trans-o-flex hält sogar die Direktbelieferung von Arztpraxen für machbar. „Natürlich stößt das Impfen in den Praxen auch auf gewisse Schwierigkeiten, denn zunächst reicht die derzeit verfügbare Impfstoffmenge immer noch nicht aus, um jede Praxis ausreichend mit Impfstoff zu versorgen, damit jeder, der geimpft werden will, auch schon gleich geimpft werden kann“, so die Sprecherin. Es mache Sinn, auch bei der Einbeziehung der Arztpraxen nach einem bestimmten Schema vorzugehen, um zunächst einmal die impfen zu können, die auch wirklich am bedürftigsten seien. „Unterstützend könnten für die Versorgung der Arztpraxen vor Ort natürlich auch die Apotheken einbezogen werden, beispielsweise um größere Mengen der Impfstoffe zu lagern und dann in die Arztpraxen zu bringen.“
Der Großhandel hat die Gesundheitsminister von Bund und Ländern mit einem anderen Konzept überzeugt – zumal sich auch die Ärzte für eine Belieferung über die Apotheken ausgesprochen hatten. Laut Lothar Jenne, geschäftsführender Gesellschafter des Privatgroßhändlers Max Jenne, werden die Impfstoffe bei 2 bis 8 Grad an die Apotheken ausgeliefert, sodass eine Haltbarkeit für mindestens fünf Tage auch beim Impfstoff von Biontech sichergestellt ist. Eine Überbevorratung der Apotheke werde so ausgeschlossen, da die Praxen nur für die jeweilige Woche bestellen können. „Das ist definitiv geklärt“, betonte Jenne.
Die Großhändler verweisen darauf, dass noch viele Fragen offen sind: Konkrete Informationen lägen noch nicht vor, sagt ein Sanacorp-Sprecher und betont: „Dass es für den pharmazeutischen Großhandel grundsätzlich kein Problem darstellt, bundesweit alle Apotheken mit sensiblen Gesundheitsprodukten ebenso verlässlich wie zeitnah zu beliefern, steht außer Frage.“ Auf die Verfügbarkeit habe der Pharmagroßhandel keinen Einfluss. An einem gemeinsamen Distributionsmodell werde derzeit gearbeitet. „Ein Ergebnis dieser noch laufenden Verhandlungen kennen wir noch nicht. Wie man hört, ist man dabei offensichtlich auf einem recht guten Weg, dennoch sind wohl noch eine Reihe von Detailfragen zu klären.“
Dass eine flächendeckende Impfstofflieferung durch den Pharmagroßhandel funktioniert, zeigt auch das Familienunternehmen Krieger in Rheinland-Pfalz. Der Privatgroßhändler beliefert im Auftrag der Landesregierung die 31 Impfzentren. Der vollversorgende Großhandel stehe in der Verantwortung für die hochsensible und häufig zeitkritische Verteilung von Arzneimitteln und selbstverständlich auch Impfstoffen, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Jochen Meyer-Dönselmann. Es sei daher sinnvoll, gerade in der Pandemie auf diese Erfahrung zu setzen.