Lieferengpässe

Toxische Marktkonzentration: Jeder zweite Schnelldreher betroffen APOTHEKE ADHOC, 25.10.2019 14:08 Uhr

Gefährliche Dominanz: Laut einer Auswertung von Insight Health vereint bei mehr als der Hälfte der 200 absatzstärksten Generika ein einziger Hersteller die Mehrheit der Versorgung auf sich. Foto: Pro Generika
Berlin - 

Lieferengpässe entstehen vor allem durch Produktionsausfälle – dass der Stillstand in einem Werk aber gleich bundes- oder weltweit zu einem Mangel an Arzneimitteln führt, liegt Pro Generika zufolge aber vor allem an der hohen Marktkonzentration bei den Herstellern. Bei über der Hälfte der 200 absatzstärksten Wirkstoffe liege die Hauptlast bei nur einem Hauptanbieter, meldet der Branchenverband.

Die Zahlen gehen zurück auf eine Auswertung des Marktforschungsinstituts Insight Health, die Pro Generika in Auftrag gegeben hatte: Das schaute auf die 200 absatzstärksten generischen Wirkstoffe und wie hoch bei denen jeweils der Marktanteil des Marktführers ist. Das Ergebnis: Bei über 100 dieser Wirkstoffe vereint nur ein Anbieter die Hälfte der gesamten Versorgung.

Pro Generika sieht darin eine Ursache für Lieferausfälle: „Das aber ist gefährlich, denn: Im Fall, dass der Hauptanbieter ausfällt, können die anderen Hersteller den Ausfall der Produktion nicht kompensieren“, so der Verband. Bei den absatzstärksten Medikament en sei es dadurch zu einer Versorgungssituation gekommen, die schon vor Jahren in kleineren Wirkstoffmärkten begonnen habe: Immer weniger Unternehmen seien an der Versorgung beteiligt. Schuld daran seien vor allem die Rabattvertragsgestaltung der Krankenkassen und der damit einhergehende Preisdruck. „So aber kann es passieren, dass Patienten nicht die Medikamente bekommen, die sie brauchen.“

Pro Generika illustriert seine Auffassung auch mit konkreten Beispielen: So seien 2018 mehr als 5 Millionen Packungen der Wirkstoffkombination Tilidin und Naloxon abgegeben worden. Von denen seien 87 Prozent aus der Hand eines einzigen Konzerns gekommen, fünf weitere Anbieter teilen sich demnach die restlichen 13 Prozent der benötigten Menge. Ähnliche sehe es beim Beruhigungsmittel Diazepam aus: Von dem wurden 2018 rund 865.000 Packungen abgegeben – und ein Konzern stellte 76 Prozent her. Für die verbleibenden 24 Prozent waren weitere acht Hersteller zuständig. Vom Herzmittel Molsidomin wiederum wurden 2018 mehr als 656.000 Packungen abgegeben, drei Viertel davon aus der Hand eines einzigen Herstellers. Das restliche Viertel vom Kuchen teilten acht weitere Hersteller unter sich auf.