Mitarbeiter:innen einer Hamburger Apotheke sind in Sorge: Tavor Expidet soll frühestens im März wieder lieferbar sein. Unter anderem wird eine nahegelegene psychiatrische Ambulanz durch die Apotheke regelmäßig mit dem Arzneimittel beliefert. Nun sind die Vorräte so gut wie aufgebraucht. Eine Alternative gibt es nicht. Auch die Schlucktabletten sind nicht lieferbar.
Der Wirkstoff Lorazepam wird häufig zur symptomatischen Kurzzeitbehandlung von Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen sowie bei dadurch bedingten Schlafstörungen eingesetzt. Auch zur Sedierung vor diagnostischen sowie vor und nach operativen Eingriffen kann Lorazepam angezeigt sein. Tavor zählt mit zu den bekanntesten Präparaten. Das Expidet, welches in zwei Stärken auf dem Markt ist, hat zudem eine Sonderstellung: Der Wirkstoff ist in einer Schmelztablette verarbeitet, die augenblicklich im Mund zergeht.
In einer Hamburger Apotheke geht das Präparat mehrmals wöchentlich an Patient:innen – noch. Die sonst gut bestückten Schubläden sind inzwischen nahezu leer. Der Grund: Tavor Expidet 1,0 mg und Tavor Expidet 2,5 mg sind erneut nicht verfügbar. Bereits zu Beginn des Jahres gab es Probleme.
Die Apotheke beliefert neben einer psychiatrischen Ambulanz auch viele Pflegeheime und soziale Einrichtungen, in denen die Menschen auf einen schnellen Wirkeintritt mit den Lorazepam-Schmelztabletten angewiesen sind. Verordnungen über Tavor Expidet seien deshalb dort absolut keine Seltenheit. Die Täfelchen schmelzen in kürzester Zeit im Mund, der Wirkeintritt lässt nicht lange auf sich warten. Das kann für einige Patient:innen sehr wichtig sein, berichtet eine Mitarbeiterin. Etwa dann, wenn sie nicht gut schlucken können. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt sei aber auch, dass die Patient:innen keine Möglichkeit mehr zum Ausspucken haben. Die Schmelztabletten stellen somit eine wichtige Darreichungsform dar, für die es keine Alternativen gibt.
Hersteller Pfizer teilt mit, das Arzneimittel „ist derzeit von einer vorübergehenden Lieferunterbrechung betroffen, die auf Engpässe bei aktiven, pharmazeutischen Wirkstoffen (API) durch Zulieferer und auf Verzögerungen bei der Herstellung zurückzuführen ist." Man arbeite daran, die Produktionskapazität für Tavor Expidet zu erhöhen und rechne mit einer Wiederverfügbarkeit bis zum 2. Quartal 2024.
Auch die normalen Schlucktabletten sind aktuell nicht zu bekommen. Nachdem Tavor 0,5 mg bereits seit Mitte Mai nicht mehr lieferbar ist, haben auch die Tabs mit 2,0 mg Anfang Juni nachgezogen. Letztlich meldete das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) am 11. Juli, dass auch die Stärken 1,0 mg und 2,5 mg mit dem 31. Juli nicht mehr verfügbar sein werden. Eine erneute Lieferfähigkeit der Tabletten wird nicht vor dem 31. Oktober erwartet. Einzige Ausnahme: Das Ende der Nichtverfügbarkeit von Tavor 0,5 mg Tabletten ist momentan auf den 29. September datiert.
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