Galgenfrist für Droncit APOTHEKE ADHOC, 25.02.2016 09:02 Uhr
Der Countdown läuft: Ab 1. März 2018 wird das Wurmmittel Droncit (Praziquantel) rezeptpflichtig. Die entsprechende Überarbeitung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) wurde jetzt samt Stichtag im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die Apotheken werden damit vermutlich eines ihrer wenigen großen Tierarzneimittel an die Praxen verlieren.
Praziquantel ist derzeit für den Einsatz bei Hunden und Katzen sowie Zierfischen der Ordnungen Karpfen-, Barsch- und Welsartige sowie Zahnkärpflinge mit einem Wirkstoffgehalt bis zu 20 Gramm je Packung von der Rezeptpflicht befreit. Diese Ausnahme wird jetzt gestrichen; der zuständige Sachverständigenausschuss hatte bereits im Juli 2014 für eine entsprechende Änderung gestimmt.
Die Chancen, dass Droncit den Apotheken als verschreibungspflichtiges Arzneimittel erhalten bleibt, stehen eher schlecht: Tierärzte stellen nur selten Rezepte aus; meist geben sie Rx-Medikamente selbst ab. In der Praxis gibt es aber mittlerweile neuartige Produkte von Firmen wie der MSD-Tochter Intervet oder der Sanofi-Tochter Merial, die gegen Würmer, Zecken und Flöhe gleichzeitig wirken und beispielsweise als Kaudrops nur einmal im Monat angewendet werden müssen. Dazu kommt, dass Droncit nur gegen Gurkenkernbandwürmer und Fuchsbandwürmer wirkt.
Bayer gibt sich bislang unbeeindruckt und scheint gewillt, das Geschäft in den kommenden zwei Jahren noch mitzunehmen. Der Konzern ist mit seinen Tierprodukten in der Offensive; allerdings liegt der Fokus auf den Flohmitteln Advantage und Seresto. Das vor einigen Jahren eingeführte Halsband wirkt auch gegen Zecken, ist aber nur zur Anwendung beim Hund rezeptfrei.
Das Aus für Droncit in der Apotheke kostet Bayer Millionenumsätze: 2013 summierten sich die Abverkäufe auf rund 5 Millionen Euro, das entspricht einem Absatz von mehr als 405.000 Packungen. Mehr als die Hälfte des Umsatzes und sogar zwei Drittel des Absatzes entfallen auf die Packungen à zwei Tabletten, jeweils ein Drittel auf die Spot-on-Lösung. Von untergeordneter Bedeutung sind die Großpackung mit 20 Tabletten und das Gel für Pferde.
Insgesamt liegt das Wurmmittel hinter dem Platzhirsch Frontline, aber vor Advantage: Das Flohmittel der Sanofi-Tochter Merial bringt es auf 30 Millionen Euro, das Pendant von Bayer auf 1,7 Millionen Euro.
Mit Antiparasitika werden nach Angaben des Herstellerverbands BF Tiergesundheit rund 150 Millionen Euro umgesetzt, das entspricht 20 Prozent des gesamten Tierarzneimittelmarktes. Der größte Teil entfällt auf Mittel gegen Flöhe, die zum großen Teil über die Apotheken verkauft werden.
Hintergrund für die Rezeptpflicht sind ordnungspolitische Erwägungen: In den vergangenen Jahren drängten einige Hersteller darauf, dass der Wirkstoff auch für andere Tiere freigegeben wird. Da im Arzneimittelgesetz (AMG) für die entsprechende Produktgruppe aber keine Apothekenpflicht vorgesehen ist, hätte die Entlassung den freien Verkauf im Fachhandel zur Folge gehabt.
Sowohl Diagnose als auch Therapie einer Endoparasitose erforderten tierärztlichen Sachverstand, so die Argumentation. Eine Gabe von Praziquantel durch den Tierhalter berge Gefahren, da eine Infektion von Hund oder Katze durch das Medikament nicht vollständig behoben werden könne. Praziquantel ist zwar gegen lebende Würmer wirksam, nicht aber gegen die Eier. Viele Tierhalter würden sich mit der Gabe des Antiparasitikums in falscher Sicherheit wiegen, so die Bedenken.
Der Bundesrat hatte der Änderung der AMVV Ende Januar zugestimmt: Parallel werden Arzneimittel mit dem Wirkstoff Racecadotril (Vaprino, Boehringer Ingelheim) auch für Kinder ab zwölf Jahren aus der Rezeptpflicht entlassen.