Therapiekosten

Medikamente: 600 Prozent Preisgefälle

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Berlin -

Andere Länder, andere Preise: Forscher der University of British Columbia im kanadischen Vancouver haben die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente in zehn Ländern verglichen. Das Ergebnis ist kaum vorstellbar: Die Aufwendungen unterscheiden sich bis zu 600 Prozent. Die Studie wurde im „Canadian Medical Association Journal“ veröffentlicht. In Kanada und der Schweiz sind die Therapiekosten überdurchschnittlich teuer.  

Die Forschergruppe um Steve Morgan verglich Daten aus 2015 der täglichen Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel in zehn Ländern mit hohem Einkommen und unterschiedlichen Versorgungssystemen. In die Studie waren die sieben europäischen Länder Deutschland, Niederlande, Schweden, Schweiz, Großbritannien, Norwegen und Frankreich sowie Kanada, Australien und Neuseeland einbezogen.

Verglichen wurde der Gesamtbetrag der Pro-Kopf-Ausgaben aus sechs Bereichen: Medikamente gegen Bluthochdruck, Schmerzmittel, Cholesterinsenker, Antidepressiva, Magen-Darm-Präparate und Antidiabetika – ausgenommen Insulin. Insgesamt wurden 1035 Produkte in die Studie einbezogen, darunter sowohl Originale als auch Generika. So ergaben sich 614 unterschiedliche Medikamente aus 81 pharmakologischen Klassen, die in die sechs großen Indikationen eingeordnet werden konnten.

Die Kosten variierten um bis zu 600 Prozent, das Gesamtvolumen im Verbrauch unterschied sich jedoch nur um 47 Prozent. Die Höhe der täglichen Pro-Kopf-Kosten variierte von 23 Dollar in Neuseeland bis zu 171 Dollar in de Schweiz. Im Durchschnitt lagen die Therapiekosten bei 56 bis 104 Dollar. In den fünf Ländern mit öffentlichen Systemen zur Finanzierung von verschreibungspflichtigen Medikamenten lagen die Durchschnittskosten pro Kopf bei 77 Dollar. In den vier Ländern mit einer allgemeinen Sozialversicherung bezifferten sich die durchschnittlichen Kosten mit 99 Dollar und in Kanada mit 158 Dollar.

Die Listenpreise der in Kanada zugelassenen Medikamente waren um durchschnittlich 61 Prozent teurer als in den anderen Ländern. Die Schweiz liegt im Schnitt mit 57 Prozent über den Listenpreisen. Generika werden in der Schweiz nur in geringem Maße eingesetzt, daher sei ein zusätzlicher Anstieg von 12 Prozent der durchschnittlichen Kosten pro Kopf zu verzeichnen.

Ein weiterer Grund für die unterschiedlich hohen Behandlungskosten seien verschiedene Kombinationstherapien in den einzelnen Ländern. So verfolgen die Ärzte in den Testgebieten unterschiedliche Therapieansätze. Auffällig sei dies besonders in den Ausgaben für Schmerzmittel und Antidepressiva. Großbritannien liege mit 55 Prozent unter dem Durchschnitt der Vergleichsländer, Kanada hingegen mit 52 Prozent über dem Mittel.

Im internationalen Vergleich fallen in Kanada und der Schweiz die höchsten durchschnittlichen Ausgaben pro Kopf in den sechs Therapiegebieten an. Kanada hätte 2015 schätzungsweise 2,3 Milliarden Dollar weniger ausgeben können, wenn die Medikamente die gleichen Durchschnittskosten pro Tag gehabt hätten wie in den neun Vergleichsländern.

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