Generikakonzerne

Teva schließt Berlin, streicht 270 Jobs

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Berlin -

Deutschland bleibt nicht vom weltweiten Stellenabbau des Mutterkonzerns Teva verschont. Jetzt wurde bekannt, dass an den Standorten Ulm, Blaubeuren/Weiler und Berlin 270 Jobs abgebaut werden. Das ist jede zehnte Stelle.

Die Geschäftsführung informierte die Mitarbeiter per E-Mail. Man wolle die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen durch sozial verträgliche Lösungen so gering wie möglich halten, zitiert die Schwäbische Zeitung aus dem Schreiben. Ein Teil des Stellenabbaus solle durch das Nichtbesetzen von ohnehin unbesetzten Stellen erfolgen. Im vergangenen Frühjahr wurden in Ulm bereits 100 Stellen gekürzt.

Neben dem Stellenabbau gibt es auch Umstrukturierungen. Sämtliche Aktivitäten des Konzerns sollen in Ulm gebündelt werden. Das Berliner Büro wird geschlossen. Von der dort angesiedelten derzeit 100 Personen starken Business Unit sollen 80 Mitarbeiter nach Ulm ziehen. Der Standort Berlin ist zuständig für Vertrieb und Vermarktung der patentgeschützten Arzneimittel sowie der Spezialpräparate, Ulm ist spezialisiert auf Generika. Künftige sollen Spezialmedikamente, Generika und OTC-Arzneimittel nur noch von Ulm aus vertrieben werden.

Der Bau der 500 Millionen Euro teuren Biotech-Anlage geht wie geplant weiter. Fertigstellung soll Ende 2019 sein. Dadurch sollen am Standort Donautal bis zu 300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. „Der Standort Deutschland wird auch in Zukunft seine herausragende Rolle innerhalb der Teva einnehmen“, zitiert die Schwäbische Zeitung weiter. Dennoch brauche die Belegschaft in Ulm in den kommenden Wochen „viel Kraft und ein hohes Maß an Durchhaltevermögen“. Der Betriebsrat sei informiert, erste Gespräche hätten bereits begonnen.

Ratiopharm gehörte einst dem Großindustriellen Adolf Merckle, wurde aber 2010 an Teva verkauft. Konzernchef Kåre Schultz teilte mit, man wolle mit einem Umstrukturierungsplan bis Ende 2018 drei Milliarden US-Dollar einsparen. Im Zuge dessen plant man die Schließung einer ganzen Reihe von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Hauptquartiere und Bürogebäuden auf der ganzen Welt. Binnen zwei Jahren sollen 14.000 Stellen gestrichen werden.

Teva steht schon länger wegen des zunehmenden Preisverfalls und anhaltender Absatzeinbußen in den USA unter Druck. „Die Umstrukturierung ist notwendig, um die Organisation zu vereinheitlichen und zu vereinfachen und die Unternehmensleistung zu verbessern“, sagte Schultz.

Zudem hat der Konzern Schulden von rund 35 Milliarden Dollar (rund 30 Milliarden Euro), die hauptsächlich durch die Übernahme von Actavis, der Generikasparte des US-Riesen Allergan, im vergangenen Jahr entstanden waren. Spürbare Einbußen musste der Konzern auch hinnehmen, nachdem er den Patentschutz für das MS-Medikament Copaxone (Glatirameracetat) verlor. Das von Teva selbst entwickelte Arzneimittel war 1996 auf den Markt gekommen und lange wichtigster Umsatzbringer des Pharmakonzerns. Der US-Hersteller Mylan hat inzwischen ein günstigeres Generikum auf den Markt gebracht.

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