Tetesept: Herpes-Gel in der Drogerie APOTHEKE ADHOC, 08.11.2017 15:12 Uhr
Küssen verboten: Juckreiz und Kribbeln sind die ersten Vorboten des Lippenherpes. Folgen die Bläschen, ist schnelles Handeln gefragt, um die Infektion einzudämmen. Tetesept hat in der Drogerie ein Medizinprodukt platziert, das den Heilungsprozess fördern soll.
Fast jeder trägt sie lebenslang in sich, die Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV1). Die Erstinfektion hat meist bereits im Kindesalter stattgefunden. Das Virus nistet sich in die Nervenzellen des Rückenmarks ein und schlummert dort, bis es irgendwann reaktiviert wird. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung sind Träger des Virus, jedoch bricht es nur bei etwa 20 bis 40 Prozent im Laufe des Lebens aus.
Neu in den Drogerien sind ein Lippenherpes-Gel und -Patches von Tetesept. Die Hydrogel-Grundlage auf pflanzlicher Basis soll wie ein unsichtbares flexibles Pflaster funktionieren. Als Inhaltsstoffe werden neben Wasser und Hydroxyethylcellulose unter anderem auch Polyhexanid und Simeticon aufgeführt. Der Hersteller verspricht eine feuchte Wundheilung und somit die Schorf- und Krustenbildung zu mindern.
Das Medizinprodukt ist zu fünf Gramm erhältlich und soll das infektiöse Bläschenwasser binden und so die Virusverbreitung einschränken. Außerdem würden Juckreiz, Brennen und Kribbeln gemildert und der Heilungsprozess gefördert. Die antibakterielle Wirkung des Gels könne eine Sekundärinfektion verhindern, heißt es im dazugehörigen Youtube-Video. Polyhexanid besitzt antiseptische Eigenschaften und ist aus Wundspüllösungen bekannt. Tetesept setzt auch in den Anginosan-Halsschmerztabletten auf die antimikrobielle Substanz.
Das Gel soll je nach Bedarf mehrmals täglich mit dem Finger oder einem Wattestäbchen aufgetragen werden. Vor und nach der Anwendung sind die Hände gründlich zu waschen. Der entstandene Schutzfilm könne die Hautempfindsamkeit herabsetzen und die geschädigte Haut vor einer Sekundärinfektion schützen. Diesen Effekt verfolgt auch das Tetesept-Patch.
Sogenannte Herpes-Patches (Compeed, J&J) stellen eine Alternative zu Cremes dar. Die Hydrokolloid-Pflaster sind wirkstofffrei und decken den infizierten Bereich ab – somit werden Übertragung und Ausbreitung der Viren unterbunden. Das Pflaster nimmt zudem das Bläschensekret und sorgt für ein ideales feuchtes Wundheilungsmilieu. Die Wunde heilt schneller ab und die Krustenbildung ist vermindert. Das Patch haftet bis zu zwölf Stunden und kann überschminkt werden. Außerdem schützen die Pflaster auch vor äußeren Reizen, Schutz oder Bakterien.
Hilfe kommt in Form von Cremes auch aus der Apotheke. Beim ersten Kribbeln sollte bereits mit der Behandlung begonnen werden, denn die Virusvermehrung findet hauptsächlich in den ersten 48 Stunden nach dem Ausbruch statt. Sind die Bläschen bereits aufgeplatzt, ist es meist zu spät für die antiviralen Wirkstoffe. Aciclovir wird wird von der Virus-DNA-Polymerase in die Virus-DNA eingebaut – es kommt zum Kettenabbruch. Neben dem Original Zovirax (GSK) sind Generika im Handel. Pencivir (Penciclovir, Omega) soll auch noch in der Papel- und Bläschenphase wirksam sein und die Replikation der Virus-DNA hemmen. Die Virusvermehrung wird gestoppt, der Heilungsprozess vorangetrieben und Schmerzen vermindert. Die Cremes sollten auch auf die umliegenden Hautstellen aufgetragen werden.
Pencivir ist als getönte und ungetönte Creme im Handel. Weitere halbfeste Zubereitungen sind Muxan (Docosanol, Engelhard), Lipactin Gel (Zinksulfat/Heparin, Widmer) oder Lomaherpan (Zitronenmelisse, Infectopharm). Bei den ersten Anzeichen wie Kribbeln, Schmerzen oder Rötung sollen die Produkte fünfmal täglich aufgetragen werden.
Physikalisch kann Lippenherpes auch mit dem Medizinprodukt Herpotherm von Dermapharm behandlet werden. Es handelt sich um eine Art Stift mit einer keramischen Kontaktfläche, an der ein kurzer konzentrierter Wärmeimplus von etwa 51 Grad erzeugt wird. Zur diätetischen Behandlung sind unterschiedliche Präparate im Handel, darunter die Lysin-haltigen Produkte von Weber & Weber (Lyranda) und Pro Medico. Die Aminosäure soll im Falle einer Herpesinfektion die Argininverwertung der Viren reduzieren und die Virusvermehrung stoppen.
Herpes kann durch Tröpfcheninfektion über den Speichel durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen werden. Möglich ist auch eine Infizierung durch das gemeinsame Benutzen von Gläsern, Besteck oder Lippenstiften per Schmierinfektion, daher sollten die Betroffenen Flaschen oder Gläser nicht weitergeben, aus denen sie bereits getrunken haben. Ein direkter Kontakt durch Berührung oder Küssen kann die Viren ebenfalls übertragen. Vorsicht ist auch bei Handtüchern, Waschlappen und Zahnbürsten geboten, die weiter benutzt werden.