Dem Telepharmazie-Tool Apomondo könnte bald ein erheblicher Schub bevorstehen: Knapp ein halbes Jahr nach seinem Start hat das Apothekerteam, das es entwickelt hat, den ersten großen Kooperationsvertrag an Land gezogen. Künftig wird der Außendienst von Wave/ Pharma Privat seinen Kunden die Anwendung nahebringen. „Ab sofort arbeiten das Kooperationssystem und die Entwickler der Telepharmazie-Anwendung zusammen, um gemeinsam die Digitalisierung der Vor-Ort-Apotheken voranzutreiben“, kündigen beide an.
Eigentlich gibt es bisher nichts zu verkaufen, denn Apomondo ist kostenlos. Doch Initiatorin Margit Schlenk kündigt an, dass die Anwendung bald mehr denn je können soll: „Die Basisversion bleibt kostenlos, aber wir werden bald eine neue, erweiterte Version mit zusätzlichen Funktionalitäten launchen“, sagt sie. Zu den Preisen will sie noch nichts sagen – aber Wave-Kunden werden die Version zu besonderen Konditionen erhalten. Wie genau die aussehen, werde der Wave-Außendienst den Apothekern persönlich erklären, sagt Schlenk.
„Wir freuen uns über die eingegangene Partnerschaft, da sie unsere Ziele, Sicherheit für Apotheken zu schaffen, ihre Souveränität zu erhalten sowie ihren Profit und somit ihren Erfolg zu steigern, strategisch unterstützt“, sagt Oliver Prönnecke, Geschäftsführer von A-plus Service, die hinter Wave steht. „Gemeinsam mit Apomondo schaffen wir so weitere Leistungen und Vorteile für Apotheken, um der zunehmenden Digitalisierung gerecht zu werden, ihre Tagesabläufe zu optimieren sowie die Verbindung zu den Endkunden zu stärken.“ Apomondo sei „ein ideales Tool für Apotheker von Apothekern“, um individuelle Beratungs-, Service- oder Medikationsgespräche mit Kunden zu führen. Kombiniert mit einem Botendienst biete die Anwendung als Gesamtpaket eine „Alternative zur sonst anonymen Beratung und Bestellung von Medikamenten bei Versandapotheken und ermöglicht die persönliche Kommunikation mit bekannten Apothekern und PTA aus der Offizin vor Ort“.
Durch die Kooperation könnte das Projekt, das die Inhaberin der Nürnberger NM Vital Apotheke gemeinsam mit ihren Kollegen Wolfgang Kuhn von der Sonnenapotheke Peissenberg, Dr. Elvan Erdal von der Rosen Apotheke Garbsen, Stefan Frank von der Ronneburg Apotheke Langenselbold und Dr. Uwe Gebauer von der GB Projektkontor aus der Taufe gehoben hat, bald einen erheblichen Schub erhalten: Laut Schlenk hat Apomondo bisher knapp unter 300 Nutzer – Wave hat allein 1800 Apothekenkunden, die bald angeworben werden könnten.
Und das Apomondo-Team bleibt umtriebig, um sein Angebot in der Branche zu verankern: So fand vergangene Woche der erste Durchgang der IHK-Weiterbildung Telepharmazie statt, den Schlenk ausgearbeitet hat. Auf drei Tage Webinarveranstaltung und vier Tage Präsenzunterricht verteilt werden dabei in 50 Unterrichtsstunden die technische Anwendung und die Besonderheiten der Beratung vermittelt. 19 Teilnehmer hatte die erste Runde, erzählt Schlenk „und alle waren begeistert“. Bereits am 30. Oktober soll der zweite Durchgang beginnen, dann gibt es bereits ein paar Dutzend offiziell zu „Tele-PTA“ und „Apotheker für angewandte Telepharmazie“ ausgebildete Kollegen.
Schlenk und ihre Partner waren im April mit Apomondo auf den Markt gegangen – bewusst auf dem ersten Höhepunkt der Covid-19-Pandemie, da zu dieser Zeit ein besonders hoher Bedarf – und entsprechend großes Interesse – an Remote-Lösungen zur Kontaktminimierung bestand. Technisch sei der Telepharmaziedienst in den allermeisten Apotheken problemlos nutzbar, denn es braucht lediglich einen internetfähigen Rechner. Auf der Apomondo-Homepage muss sich die Apotheke lediglich eintragen und freischalten lassen. Dazu ist allerdings die Betriebserlaubnis notwendig, um sich als Apotheke auszuweisen. Auf Anfrage stellt Apomondo eine Gebrauchsanweisung und Betreuung bei der Einrichtung per E-Mail oder Telefon zur Verfügung. Die Apothekenmitarbeiter können dann mit den Patienten Telepharmazie-Sprechstunden vereinbaren. Der Patient erhält einen Einwahlcode für eine Videosprechstunde auf der Apomondo-Seite.
Schlenk legt besonderen Wert auf den Umstand, dass es sich um eine Entwicklung aus der Apothekenbranche heraus handelt. „Uns hat es gereicht, dass in der Krise die Apotheken vergessen werden. Wir wollten zeigen, dass wir proaktiv und innovativ sind, dass wir handeln und uns nicht behandeln lassen. Dabei war uns sehr wichtig, dass das von Apothekern für Apotheker ist, rein aus dem Berufsstand heraus und ohne Interessen Dritter“, erklärt sie ihren Antrieb. „Wir sind von Apothekern für Apotheker entwickelt worden und bleiben auch in diesen Händen. Wer sich für uns entscheidet, muss keine Angst haben, dass wir irgendwann zu DocMorris gehören.“
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