Eine Krankschreibung verschicken, Dokumente scannen, Fotos machen: Die Gesundheitsterminals der Deutschen Gesellschaft für Infrastruktur und Versorgungsmanagement (DeGIV) sollen all das und viel mehr können. Ab der kommenden Woche sollen sie in den ersten Apotheken aufgestellt werden – einige Monate später als geplant. Bereits im März wurden die Terminals mit einer aufwendigen Inszenierung vorgestellt, doch dann wurde es zunächst ruhig.
Das Gesundheitsterminal besteht aus einem Touchpad, einem Lesegerät für die elektronische Gesundheitskarte (eGK), einem Unterschriftenfeld, einem Drucker für Belege und einer Kamera, mit der Dokumente gescannt und Fotos für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) erstellt werden können. Über das Terminal sollen Patienten in Apotheken Unterlagen einscannen und an ihre Krankenkasse beziehungsweise – im Fall der Krankschreibung – auch den Arbeitgeber schicken können.
Schwierigkeiten bereiteten der DeGIV die Kameras, die nicht über die notwendige USB3-Schnittstelle verfügten. Das habe dazu geführt, dass bei der Verbindung mit den Intel-Rechnern verschiedene Fehler auftraten, erklärt DeGIV-Geschäftsführer Dieter Rittinger. Nach längerer Suche habe die Schnittstelle als Fehlerquelle identifiziert werden können. Das habe aber auch bedeutet, dass neue Kameras produziert und die Terminals angepasst werden mussten.
Auch bei der Einrichtung der Datenübertragung lief es nicht reibungslos. Die DeGIV hat ein eigenes UMTS-Netz für die Übertragung eingerichtet – allerdings fehlten zunächst die nötigen SIM-Karten. Insgesamt verlor der Hersteller somit vier Monate.
Eigentlich wollte das Unternehmen bereits im März damit beginnen, insgesamt 500 Terminals auszuliefern. Nun musste das Ziel korrigiert werden. Derzeit verhandelt die DeGIV noch mit den Lieferanten über die Kapazitäten. Rittinger hofft, in diesem Jahr noch 200 Geräte ausliefern zu können. Immerhin: 50 Terminals stehen schon im Lager bereit.
Die ersten Geräte sollen in der kommenden Woche an elf Apotheken im Bereich des hessischen Eschwege ausgeliefert werden. Das Projekt führt die DeGIV gemeinsam mit der BKK Werra Meissner durch. Die Evaluation übernimmt der Gesundheitscampus Osnabrück, an dem Hochschule und Universität der Stadt beteiligt sind.
Die Gesundheitsterminals sind für die Apotheken kostenlos. Finanziert werden sie von den Krankenkassen: Die BKK Werra Meissner zahlt für jeden Versicherten, der im Postleitzahlenbereich eines Gesundheitsterminals steht, 80 Cent an die DeGIV. Dort kalkuliert man, dass in jeder dritten Apotheke ein Terminal stehen soll. In Eschwege seien es noch mehr – ein Zugeständnis an die BKK Werra Meissner und den Start der Umsetzung, erklärt Rittinger.
An dem Projekt ist auch Apotheker Dr. Joachim Kirch mit seiner Löwen-Apotheke in Eschwege und der Meissner-Apotheker im benachbarten Meißner-Abterode beteiligt. Er verspricht sich von den Terminals, dass auch Menschen in die Apotheke kommen, die sie sonst nicht aufsuchen würden. Mithilfe der Terminals will er mehr Patienten erreichen und Lotse für sie sein.
Dass sich die Einrichtung der Geräte immer wieder verzögert hat, findet der Apotheker nicht gut. Er will den Terminals dennoch eine Chance geben. Besonders für Patienten in Meißner-Abterode kann das Gerät aus seiner Sicht wichtig werden, da für sie der Weg bis zur Geschäftsstelle der BKK weiter ist als für Patienten, die direkt in Eschwege wohnen.
Auch Apothekerin Elisabeth Schmidt, Inhaberin der Meinhard-Apotheke im drei Kilometer entfernten Meinhard, bekommt ein Terminal. „Als Apotheke auf dem Land freuen wir uns über jeden Kontakt“, erklärt sie ihre Beweggründe. Sie hofft, dass sich das Terminal tatsächlich als Vorteil erweist und nicht zu viel Zeit kostet. „Eigentlich bieten wir nur den Platz an.“
Apotheken können die Terminals aber auch dafür nutzen, ihre Kunden über Angebote zu informieren oder sie zu befragen. Auf den zwei 32-Zoll-Bildschirmen des Terminals können die Apotheken auch Werbung schalten oder den Notdienstkalender anzeigen lassen.
Nach der BKK Werra Meissner sollen Terminals in den Einzugsgebieten der BKK Linde und der BKK Augsburg aufgestellt werden. Dafür laufen laut Rittinger derzeit die Planungen. Bei der bundesweit tätigen BKK Linde gehe es vor allem darum, ein Gebiet festzulegen. Anfang September sollen die ersten Geräte für die beiden Kassen aufgestellt werden.
Auch die BKK Wirtschaft & Finanzen und die Thüringer BKK sind dabei. Weitere Krankenkassen konnte die DeGIV seit März nicht gewinnen. Er habe aber bereits Zusagen von Kassen, die die Terminals zunächst in Aktion sehen wollten, so Rittinger. Auch Apotheker aus dem ganzen Bundesgebiet hätten schon ihr Interesse bekundet. Apotheken aus Augsburg können sich allerdings noch melden – das Maximum von einem Drittel ist laut Rittinger noch nicht erreicht.
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