Anbindung an Warenwirtschaft

Teleclinic will GKV-E-Rezept bis Jahresende

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Berlin -

Teleclinic will bis Ende dieses Jahres ein eigenes E-Rezept-Modell auf den Markt bringen. Bisher können Ärzte über den Telemedizin-Anbieter lediglich Privatrezepte ausstellen. Geschäftsführerin Katharina Jünger sieht ihr Unternehmen spätestens seit heute als Platzhirsch auf dem Telemedizin-Markt: „Wir sind jetzt die einzige Plattform in Deutschland, bei der Patienten Zugang zu verlässlichen Ärzte erhalten und dabei nichts bezahlen müssen“, sagt sie.

Ab dem 28. Mai sind Fernbehandlungen über Teleclinic in der GKV voll erstattungsfähig – allerdings nur tagsüber. Wer nach 19 Uhr einen Termin wahrnimmt, muss weiterhin selbst zahlen. „Das liegt aber nicht an uns, sondern an den KV-Vergütungsregeln“, erklärt Jünger. Den Vorgaben der KVen und der KBV musste Teleclinic vorab insbesondere in drei Punkten gerecht werden, der Integration der Gesundheitskartendaten, der Videotechnologie sowie der ärztlichen Dokumentation und Abrechnung. Das war nicht ohne. „Wir mussten im Flug die Tragflächen austauschen“, erklärt Jünger beispielsweise mit Blick auf die Videotechnologie, die im laufenden Betrieb ausgetauscht werden musste.

Geschafft hat es Teleclinic trotzdem, die GKV-Erstattung steht. Was nun noch gebraucht wird, ist ein E-Rezept, das bundesweit von den Kassen akzeptiert wird. Doch bis das E-Rezept der Gematik flächendeckend verfügbar ist, kann es noch dauern. „Ab Mitte nächsten Jahres soll die Gematik-App kommen“, sagt Jünger. „Das ist für uns und unsere Ärzte noch ziemlich weit hin.“

Also erwägt Teleclinic, sich anderen Projekten anzuschließen und hofft darauf, dass die bisherigen Modellprojekte noch vor dem Start des eRezepst in der Telematikinfrastruktur (TI) bundesweit ausgerollt werden. „Was wir brauchen, ist ein Server, der die Verbindung zu den Warenwirtschaftssystemen der Apotheken herstellen kann“, erklärt Jünger. „Das können wir technisch nicht selbst umsetzen. Es gibt aber derzeit zwei Setups, die das gut können – Gerda und E-Health-Tec.“ Letzterer ist der Dienstleister des Zur-Rose-Konzerns, der die technische Infrastruktur für das E-Rezept-Modellprojekt der Techniker Krankenkasse beisteuert.

„Mein aktueller Kenntnisstand ist, dass das die zwei vielversprechendsten Setups sind.“ Beide haben aber ihre Vor- und Nachteile: „Gerda funktioniert gut in Baden-Württemberg, E-Health-Tec nur in Zusammenarbeit mit einzelnen Krankenkassen.“ Bei Gerda ist Teleclinic bereits eingebunden, in der nahen Zukunft werde sich entscheiden, ob auch eine Teilnahme am E-Health-Tec-Projekt in Frage kommt. So oder so: Jünger glaubt, bald auch bundesweit über Teleclinic digitale GKV-Verordnungen ausstellen zu können. „Ich gehe davon aus, dass wir im Herbst oder spätestens bis Ende des Jahres das digitale Kassenrezept bundesweit anbieten können“, so Jünger am Donnerstag.

Stärker in der Regelversorgung aufstellen will sich Teleclinic auch über die Leistungskataloge: Krankenversicherer können sogenannte Premiumverträge mit dem Unternehmen abschließen. Den Versicherten sollen dadurch verbesserte Leistungen zukommen, unter anderem werde ihnen garantiert, einen Arzttermin innerhalb von 30 Minuten zu erhalten und eine gesonderte Telefonhotline angeboten.

Für Teleclinic dürfte der wichtigste Kampf erst beginnen: Das Unternehmen wird versuchen müssen, seine Marktanteile zu halten und auszubauen. Plattformen wie Jameda oder Doctolib haben während der Coronakrise ihre Sprechstundentools für praktizierende Ärzte geöffnet. Gut möglich, dass sich der Telemedizinmarkt dahingehend verlagert, dass die Niedergelassenen Zusatzangebote über die Plattformen buchen, in denen sie ohnehin vertreten sind. Und dann sind da noch die Versandapotheken, die ebenfalls auf ihrer Plattform Online-Sprechstunden anbieten wollen.

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