Zur Rose mit 43 Prozent Marktanteil

Teleclinic: 6000 Videosprechstunden pro Monat

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Berlin -

Nach der Übernahme von Teleclinic für mehr als 40 Millionen Euro hatte es das Management von Zur Rose vermieden, konkrete Angaben zu den durchgeführten Videosprechstunden zu machen. Von einer deutlich gestiegenen Nachfragen seit der Corona-Krise war die Rede. Aktuelle Zahlen zeigen: Im dritten Quartal verfünffachte sich die Zahl der Arztkonsultationen im Vergleich zum Vorjahr – auf rund 18.000. „Digitale medizinische Dienstleistungen entsprechen offensichtlich einem zunehmenden Patientenbedürfnis“, findet der Vorstand.

Auch vor diesem Hintergrund will Zur Rose die „Digitalisierungsbestrebungen“ weiter vorantreiben. Noch im vierten Quartal ist die Einführung einer ersten Version der Marktplatz-App von DocMorris geplant. Hier sollen Kunden ihre E-Rezepte einlösen können – „wahlweise in Vor-Ort- oder bei Online-Apotheken“ – und von weiteren Anwendungen profitieren können. Gemeint sind auch telemedizinische Dienstleistungen als „wichtiger Baustein der Gesundheitsplattform“.

Die Apothekenpartner sollen die Möglichkeit haben, ihre Produkte und Leistungen anzubieten, und damit einen einfachen und direkten Zugang zum E-Commerce zu erhalten. Für das kommende Jahr ist die Einführung des Marktplatzmodells auch in der Schweiz unter der Marke Zur Rose vorgesehen. Hier hat Zur Rose gerade gemeinsam mit der Krankenversicherung KPT den digitalen Medikamenten-Assistenten Medi+ lanciert, der Patienten bei der Einnahme und dem Umgang mit Medikamenten unterstützen soll.

Für die Einführung des E-Rezepts im kommenden Jahr ist Zur Rose nach eigenen Angaben vorbereitet: Die Tochterfirma eHealth-Tec mit Sitz in Berlin habe den technologischen Aufbau ihrer eRx-Infrastruktur im dritten Quartal vollständig abgeschlossen, heißt es. „Durch den Einsatz modernster Authentifizierungsverfahren für alle eRx-Anwender sowie einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erfüllt die eHealth-Tec-Lösung höchste Sicherheitsanforderungen.“ Dabei wird die Server-Infrastruktur der Firma Regio-iT aus Aachen genutzt; der Dienstleister soll zudem als Trust Center die QR-Codes sowie die dazugehörigen Schlüssel verwalten.

Die angedachte Struktur der Gematik werde funktional komplett abgebildet und sei bereits für Ärzte, Patienten sowie Apotheken nutzbar. So seien die technische Anbindung an die Medatixx-Praxissoftware abgeschlossen und der Roll-out an die Ärzte erfolgt. Im GKV-Bereich rechnet Zur Rose dank des Modellprojekts der TK und weiterer Kassen mit einem steigenden eRx-Volumen. Außerdem seien auch im PKV-Bereich E-Rezepte ab sofort in der gesamten Versorgungskette vom Arzt bis zur Apotheke für den Patienten nutzbar. „Die Multi-App-Fähigkeit der eHealth-Tec-Lösung ermöglicht zudem den schnellen und reibungslosen Anschluss weiterer Partner.“

„Durch das gezielte Vorantreiben der Plattformstrategie, mit der E-Rezept-Lösung von eHealth-Tec, die von verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen in Modellprojekten eingesetzt wird, und fast 10 Millionen aktiven Kunden sind wir als grösste Online-Apotheke Europas gut positioniert, um die langfristige Wachstumsstrategie erfolgreich umzusetzen“, so CEO Walter Oberhänsli.

Operativ hat Zur Rose im dritten Quartal wieder den Anschluss gefunden: Der Gesamtumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent auf 369 Millionen Franken – inklusive Medpex und Apotal hätte ein Umsatz von 435 Millionen Franken (plus 13 Prozent) ausgewiesen werden können. In Euro konnten die Umsätze gar um 18 Prozent gesteigert werden – trotz der bewusst reduzierten Marketingaktivitäten für Papierrezepte bis zur Einführung des E-Rezepts, wie Zur Rose betont.

Die Zahl aktiver Kunden erhöhte sich im dritten Quartal in Folge der Übernahme von Apotal um 600.000 auf 9,8 Millionen. Gleichzeitig stieg der Anteil am Versandapothekenmarkt in Deutschland durch die Akquisition auf 43 Prozent.

Für das Gesamtjahr rechnet Zur Rose unter Berücksichtigung der Umsätze von Medpex, Apotal und Teleclinic mit einem Wachstum von mehr als 10 Prozent. „Vor Aufwendungen für zusätzliche Wachstumsinitiativen, insbesondere im Bereich des elektronischen Rezepts und für europäische Opportunitäten, wird 2020 ein ausgeglichenes bereinigtes Ergebnis auf Ebitda-Niveau erwartet.“ Zur Rose rechnet ab dem kommenden Jahr mit einem deutlichen Wachstum im Bereich rezeptpflichtiger Medikamente und bestätigt die mittelfristige Umsatzerwartung von mehr als drei Milliarden Franken. Die mittelfristige, um Wachstumsinitiativen bereinigte Ebitda-Zielmarge liegt demnach bei rund 8 Prozent. „Die verpflichtende Einführung des elektronischen Rezepts ab 2022 und die Implementierung des Gesundheitsökosystems schaffen darüber hinaus relevantes Umsatz- und Ergebnispotenzial.“

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