Im sächsischen Klingenthal hat wenige Wochen nach dem dm-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts eine Tankstelle apothekenpflichtige Arzneimittel zum Verkauf angeboten. Dies bestätigte ein Polizei-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Am vergangenen Montag habe man einen entsprechenden Hinweis erhalten; Ermittlungsbeamte hätten daraufhin die Produkte aus der Auslage entfernen lassen. Mittlerweile prüfe die Staatsanwaltschaft auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz.
Bereits seit März sollen in der Star-Tankstelle unter anderem Schmerz-, Erkältungs- und Abführmittel angeboten worden sein. Die Produkte, die offenbar nur in einzelnen Packungsgrößen, aber in ausreichender Menge und zu üblichen Preisen erhältlich gewesen sind, waren Kunden der Tankstelle zufolge in der Freiwahl direkt neben den Spirituosen platziert. Laut Polizei hat sich der Tankstellenbetreiber die Produkte auf legalem Weg beschafft; nähere Angaben wurden nicht gemacht.
Aus sächsischen Apothekerkreisen war zu erfahren, dass Verband und Kammer die zuständige Aufsichtsbehörde in Leipzig offenbar bereits frühzeitig informiert hatten. Da diese jedoch nicht aktiv geworden sei, habe man selbst die Polizei informiert. Beim Regierungspräsidium war man sich keiner Schuld bewusst: Man habe am 1. April von den Vorgängen Kenntnis erlangt und um Konkretisierung der Informationen gebeten. Ein vereinbarter Gesprächstermin sei nicht zustande gekommen; erst auf Nachfrage habe man erfahren, dass mittlerweile die Polizei eingeschaltet worden sei. Hätte man konkrete Informationen gehabt, wäre man der Sache nachgegangen, so ein Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Der Tankstellen-Betreiber, dem Geldbußen von bis zu 25.000 Euro drohen, war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Beim Systemanbieter Orlen wies man jede Verantwortung zurück, die Aktion sei nicht von der Zentrale ausgegangen. Vielmehr sei der Franchise-Nehmer ein eigenständiger Unternehmer, der nur den Kraftstoff über Orlen beziehe, das Zusatzsortiment jedoch in Eigenregie zusammenstelle. Man distanziere sich von der Aktion und habe auch in Zukunft nicht vor, Arzneimittel an den Tankstellen zu verkaufen.
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