Pharmabranche

Strüngmann: Biotech statt Pharma

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Berlin -

Seit dem Verkauf von Hexal an Novartis im Jahr 2005 zählen Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann zu den wichtigsten Biotech-Investoren in Deutschland. Eine Eigenentwicklung soll das unternehmerische Erbe krönen. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärte Dr. Thomas Strüngmann, warum echte Innovationen bei den großen Pharmakonzernen immer seltener werden und welche grundlegenden Veränderungen seiner Meinung nach auf die Branche zukommen.

 

Laut Dr. Thomas Strüngmann steht die Pharmabranche vor mehreren Paradigmenwechseln: Anstelle von Blockbustern stehe künftig die personalisierte Therapie. Daraus folgt seiner Meinung nach ein Switch von der Chemie zu Biotechnologie. Weil die Kassen künftig bei den Preisen mitreden, ist auch nicht das Patent an sich, sondern nur noch der Wert der Produkte wichtig.

Von zehn neu zugelassenen Produkten seien zurzeit nur noch höchstens drei wirklich innovativ: „Die Branche wird deshalb noch durch ein tiefes, blutiges Tal gehen“, so Strüngmann. Kleine Forschungseinheiten seien produktiver, an die großen „Dinosaurier Forschungsabteilungen“ glaube er hingegen nicht mehr. Wäre er heute selbst Vorstandsvorsitzender eines Pharmakonzerns, würde er aus der Forschung aussteigen und Neuentwicklungen von kleinen Anbietern zukaufen.

Kritisch betrachtet Strüngmann auch die Rolle der Politik in Bezug auf den Standort Deutschland. Im Zusammenhang mit Zwangslizenz für ein Generikum des Bayer-Krebspräparats Nexavar sei Deutschland „ein bisschen weich“ gewesen. Wäre ein amerikanischer oder britischer Hersteller betroffen gewesen, hätten die Regierungen dagegen heftig protestiert.

 

 

Die Generikabranche hat es aus seiner Sicht nicht leichter: „Deutschland hat das mit Abstand niedrigste Preisniveau in Europa für Generika. Die Preise liegen oft unter den Herstellungskosten.“ Für die Hersteller mache das Geschäft nur noch mit einer Mischkalkulation Sinn: „Wenn Sie den Zuschlag in Deutschland bekommen, sinken Ihre Herstellungskosten – und Sie können das Produkt dann wenigstens in anderen Ländern mit Gewinn verkaufen.“

Strüngmann sieht sich mit seinem eigenen Portfolio gut aufgestellt – trotz zahlreicher Rückschläge. Für den Verkauf von Hexal hatten die Brüder vor sieben Jahren rund 6 Milliarden Euro kassiert. Rund 700 Millionen Euro davon haben sie seitdem in Biotech-Unternehmen wie Medigene, 4SC, Ganymed, Apceth, Glycotope und Inmatics reinvestiert. Mit Aicuris gehört heute auch die ehemalige Antiinfektiva-Sparte von Bayer zum Portfolio.

Größere Zukäufe soll es jetzt nicht mehr geben; in börsennotierte Unternehmen will Strüngmann schon gar nicht mehr investieren. Stattdessen sollen die hauseigenen Firmen liefern: Aicuris liefere gerade „phantastische Daten“ für Antiinfektiva in einer klinischen Studie. Inmatics werde spätestens 2016 die ersten großen Erfolge bringen, auch von anderen Beteiligungen werde innerhalb der nächsten zwei Jahre Positives zu hören sein. „Mindestens eines der zehn Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, wollen wir bis zur Marktreife finanzieren.“

 

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