Weil Ströer die Versandapotheke Vitalsana gekauft hat, lehnte ein Pharmazeut aus Baden-Württemberg die Zusammenarbeit mit dem Werbekonzern ab.
Ströer hatte Vitalsana Ende September gekauft; wenige Wochen später tauchten erstmals Poster der Versandapotheke auf den Werbeflächen des Konzerns auf. Dabei wurden nicht nur Bahnhöfe, sondern auch Standorte vor Apotheken „bespielt“. Die Falken-Apotheke in Hannover ist gleich zweimal mit Werbung des Konkurrenten aus den Niederlanden konfrontiert.
Bei Ströer ist man offenbar nicht zimperlich: Am 20. Oktober erhielt Thorsten Leiter, Inhaber der Uhland Apotheke in Schorndorf, ein Angebot des Mediakonzerns. Betreff: „Erzielen Sie hohe und langfristig gesicherte Mieteinnahmen mit dem ruhigsten ‚Mieter’ der Welt... völlig ohne Kosten und Risiko!“
Ströer will einen Teil der Hausfassade seiner Apotheke mieten, um daran ein großflächiges Werbeplakat anzubringen. Ein Foto des Standorts mit eingezeichneter Fläche schickte der Konzern gleich mit. Doch Leiter hatte kurz zuvor den Beitrag über die Vitalsana-Poster gelesen – das Angebot erschien ihm wie ein schlechter Scherz. Er lehnte ab.
6000 Euro Gesamtmiete bei einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren bietet Ströer – das sind 50 Euro pro Monat – für eine Fläche von fast 11 Quadratmetern. Ob Vitalsana auf der Großfläche beworben werden sollte, bleibt unklar. Doch Leiter hatte daran wenig Zweifel und beschwerte sich bei dem Vertreter über das „dreiste“ Vorgehen.
Der Vertriebsmitarbeiter bügelte den Vorwurf direkt ab: Unerwünschte Motive und Produkte könnten vertraglich einfach ausgeschlossen werden. Tatsächlich findet man diesen Hinweis auch in dem vorgelegten Angebot von Ströer.
Allerdings waren dem Apotheker die Hintergründe im ersten Moment gar nicht klar, dass Ströer die Versandapotheke gerade übernommen hat – und dass der Konzern dementsprechend Werbung für Vitalsana an seiner eigenen Offizin schalten könnte.
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