Aposan: Private Equity statt Apotheker Patrick Hollstein, 07.11.2016 14:50 Uhr
Für Apotheke zu groß, für Pharma zu klein: Im Bereich der parenteralen Rezepturen hat das Risikokapital bereits vor Jahren Einzug gehalten. Der Markt wächst, hohe Investitionen versprechen hohe Renditen. Über gute Kontakte zu den Onkologen und die Teilnahme an Ausschreibungen lässt sich das Geschäft sogar skalieren. Erst wurden die Sterillabore aus Apotheken ausgegründet und dann an institutionelle Investoren verkauft. IK Investment Partners hat sich aktuell gleich zwei Herstellbetriebe einverleibt.
Gerade hat IK die Übernahme von Zytoservice bekannt gemacht, Deutschlands führendem Hersteller für patientenindividuelle Sterilrezepturen. Damit sichert sich der Investor eines der modernsten GMP-Sterillabore in Europa: Auf knapp 3000 Quadratmetern arbeiten in Hamburg rund 200 Angestellte an 26 Werkbänken in sieben Laboren. Mit einem Umsatz von 160 Millionen Euro im Jahr 2014 und 370.000 angefertigten Infusionslösungen ist Zytoservice der führende Herstellbetrieb für Sterilrezepturen in Deutschland – und mit einer EBIT-Marge von knapp 5 Prozent profitabel.
Bereits Anfang Oktober hat der Finanzinvestor über einen zweiten Fonds die Kölner Firma Aposan gekauft. Firmengründer Dr. Clemens Künzer soll als Minderheitsgesellschafter an Bord blieben, außerdem sollen Rainer Schmitz (CEO), Michael Schmitz (CSO) und Claudia Vitiello (COO) als Anteilseigner gebunden werden.
Das Unternehmen war 1991 aus der Eigelstein-Apotheke hervorgegangen und hat sich auf den Geschäftsbereich Homecare spezialisiert: Aposan liefert sterile Arzneimittel zur Infusion sowie parenterale Ernährungslösungen zu den Patienten nach Hause; Krankenschwestern helfen vor Ort bei der Anwendung. Dritter Geschäftsbereich ist die Auseinzelung von Augenpräparaten wie Lucentis und Eylea. Insgesamt werden 10.000 Patienten pro Jahr versorgt.
Aposan verfügt nach eigenen Angaben über 500 Quadratmeter Reinraumfläche mit acht Sterillaboren in drei voneinander unabhängigen Anlagen, die redundant ausgelegt sind. Dass IK bereits Anfang Oktober zugeschlagen hat, ist ein Indiz dafür, dass es dem Investor vor allem um die Sterilproduktion von Aposan ging. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, ob die Auseinzelung von Fertigarzneimittel auch in Zukunft zulässig sein würde: Novartis hatte die Aposan-Tochter Apozyt verklagt; erst später lehnte der Bundesgerichtshof (BGH) eine Beschwerde des Pharmakonzerns gegen das Geschäftsmodell ab.
Bei Zytoservice dürfte es in den kommenden Monaten darum gehen, eine deutschlandweite Präsenz aufzubauen. Die meisten Rezepturen werden nach wie vor für die hauseigenen Antares-Apotheken hergestellt; der Vertrieb ist bislang vor allem bei den Onkologen erfolgreich. Ein Netzwerk an Apotheken oder Herstellbetrieben wie bei GHD gibt es nicht: Vor wenigen Monaten verlor Zytoservice seinen gleichnamigen Partner in Berlin: Apotheker Manfred Scheider kaufte das 20-prozentige Anteilspaket zurück und brachte das Unternehmen unter dem Namen Medios zuletzt an die Börse.
Für IK sind sowohl die Herstellung von Sterilrezepturen als auch Homecare bekanntes Terrain; selbst die enge Anbindung einer Versandapotheke kennt der Investor aus einem früheren Engagement: Von 2010 bis 2014 war der Investor bei GHD Gesundheits GmbH Deutschland beteiligt. Mit dem Investor an Bord hatte die Ahrensburger Unternehmensgruppe damals mehrere Herstellbetriebe eingesammelt und unter dem Dach Profusio zusammengebracht: Medinal in Greven, AdHibis in München, Oncosachs aus Leipzig, Oncotrade in Haan und RS Pharma aus Berlin. Man sei stolz, eine Schlüsselrolle bei der Marktkonsolidierung gespielt zu haben, sagte Detlef Dinsel, Managing Partner bei IK in Hamburg, damals.