Die jüngste Stada-Analystenkonferenz hat die Gerüchteküche um eine Übernahme oder Fusion des Bad Vilbeler Generikaherstellers wieder in Betrieb gesetzt. Während die Financial Times Deutschland die Fusion mit dem isländischen Generikariesen Actavis für möglich hält, berichten israelische Medien über Zukaufpläne seitens des Weltmarktführers Teva.
Stada-Vorstandschef Hartmut Retzlaff hatte in der Vergangenheit wiederholt erklärt, die Abhängigkeit vom Heimatmarkt weiter minimieren zu wollen. Zur Zeit liegt der Auslandsanteil bei 64 Prozent. Zum Ausbau wären kleinere Zukäufe, aber auch das Zusammengehen mit einem größeren Partner möglich. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen wollte Retzlaff eine Fusion unter Gleichen nicht mehr ausschließen.
Eine Partnerschaft mit Actavis, dem bis vor einem Jahr rasant gewachsenen ehemaligen Lohnhersteller, könnte eine Reihe von Synergien bergen: Stada ist am deutschen Markt fest verankert, spielt mit Hemopharm aber auch in Serbien sowie in Russland und Westeuropa mit. Actavis macht dagegen ein Drittel seines Umsatzes in Nordamerika, einem für Stada bislang unerschlossenen Markt. Außerdem verfügt das Unternehmen über Produktionskapazitäten in Indien und Südosteuropa.
Ebenfalls passend könnte der Führungswechsel in Reykjavík kommen: Nachdem Firmenarchitekt Robert Wessman sich vor wenigen Tagen aus dem Unternehmen verabschiedet und seinen Posten an seinen bisherigen Vize Sigurdur Oli Olafsson übergeben hat, dürfte der Führung eines Gemeinschaftsunternehmens durch Stada-Chef Retzlaff nur wenig im Weg stehen. Stada hatte ihrerseits vor wenigen Tagen ebenfalls den Vorstand umgebaut.
Aktuell brächten beide Unternehmen einen Umsatz von jeweils rund 1,5 Milliarden Euro in eine mögliche Ehe ein; zusammen käme Actavis/Stada auf Platz drei im globalen Generikamarkt. Die entscheidende Unbekannte in der Gleichung sind allerdings die Einstellungen der Firmeneigner. Während an der Stada 34.000 Aktionäre beteiligt sind - zwei Drittel der Aktien sind Firmenangaben zufolge in der Hand von institutionellen Investoren, 14 Prozent befinden sich im Besitz von Apothekern und Ärzten - gehört Actavis zum Firmenimperium des isländischen Milliardärs Björgólfur Thor Björgólfsson.
Erst vor einem Jahr hatte Björgólfsson Actavis von der Börse genommen; eine neuerliche Öffnung des Unternehmens scheint schwer vorstellbar, auch wenn der Firmeneigner - reich geworden durch Biergeschäfte in Russland und Telekommunikation in Bulgarien - sein Portfolio keineswegs auf den Pharmabereich beschränkt hat.
Noch unglaublicher erscheint allerdings, dass sich die israelische Teva in diesem Jahr bei Stada engagieren könnte. Der Weltmarktführer hatte erst Mitte Juli angekündigt, den amerikanischen Konkurrenten Barr für 9 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Eine zweite Fusion der Größenordnung ist schwer vorstellbar - und dennoch angeblich schon vor Abschluss des Barr-Kaufs geplant.
Israelische Medien berichten unter Bezugnahme auf nicht genannte Quellen, dass Teva Übernahmegespräche mit Stada führt. Wie Actavis kam auch in Teva in Deutschland bislang nur langsam in Tritt. Angesichts der jüngsten Rabattrunden dürften neue Vorhaben aus dem Stand hierzulande nur schwer umzusetzen sein.
Erst vor kurzem kündigte das Teva-Management an, dem deutschen Markt „höhere Priorität“ zu geben. Europa-Chef Gerard van Odijk erklärte, spätestens nach der Barr-Übernahme würden Teva-Produkte in den Regalen deutscher Apotheken zu finden sein. Über die aktuellen Pläne hülllt sich Teva jedoch ebenso wie die anderen Protagnosten in Schweigen.
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