Generikakonzerne

Stada will weiter zukaufen dpa, 12.03.2020 08:06 Uhr

Offen für Gelegenheiten: Wenn sich passende Produkte finden, will Stada-CEO zugreifen. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Nach der Übernahmen durch Finanzinvestoren hat Stada zuletzt mehr als eine Milliarde Euro für Übernahmen ausgegeben. Das OTC-Geschäft soll damit kräftig zulegen. Und in Bad Vilbel bleibt man hungrig.

Stada will nach einem starken Geschäftsjahr die Position auf dem europäischen Markt ausbauen. In den USA sei der Markt weitgehend verteilt und wegen Preisdruck speziell bei Generika wenig attraktiv, sagte CEO Peter Goldschmidt. In Europa habe der Konzern mit den jüngsten Zukäufen für mehr als eine Milliarden seine Stellung gestärkt. Dieses Jahr wolle Stada beim Betriebsgewinn ein „starkes Wachstum deutlich über dem Markt“ erzielen, erklärte Goldschmidt.

2019 hat der Hersteller von Grippostad und Ladival gute Geschäfte gemacht. Dank zweistelliger Zuwächse etwa in Deutschland, Italien und Frankreich stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Sowohl Generika als auch rezeptfreie Präparate wuchsen prozentual zweistellig. Aus eigener Kraft kletterte der Umsatz um 8 Prozent. „Wir gewinnen gegenüber anderen Spielern im Markt“, so Goldschmidt. In zweitwichtigsten Markt Russland soll nach Rückgängen vergangenes Jahr die Wende gelingen.

Dank Einsparungen und effizienterer Prozesse kletterte der operative Betriebsgewinn (Ebitda) um 15 Prozent auf fast 613 Millionen Euro, wie Stada am Donnerstag mitteilte. Zum Nettogewinn gab es keine Angaben. Ihn belasten Zahlungen an die Finanzinvestoren Bain und Cinven, die Stada 2017 für 5,3 Milliarden Euro übernommen hatten.

Nach einem Personalumbau ist die Zahl der Mitarbeiter bei Stada auf 11.000 weltweit geklettert. Während Stellen in zentralen Funktionen am Hauptsitz Bad Vilbel gestrichen wurde, kamen in Marketing und Vertrieb neue dazu. Stada habe weitere Büroflächen gemietet und wolle den Vertrag für die Zentrale um zehn Jahre verlängern. Mit Übernahmen in Osteuropa kämen 1300 neue Mitarbeiter zu Stada, so Goldschmidt.

Stada hatte mit Bain und Cinven im Rücken mehrere Übernahmen verwirklicht. So erwarben die Hessen jüngst für rund 600 Millionen Euro ein OTC-Portfolio vom japanischen Hersteller Takeda und stärkten damit ihre Position in Russland und im übrigen Osteuropa. Auch der Kauf des Herstellers Walmark in Tschechien für einen dreistelligen Millionen-Betrag und die Übernahme von Medikamenten des ukrainischen Anbieter Biopharma trugen dazu bei. Zudem erwarben die Hessen 15 Markenprodukte von GlaxoSmithKline für rund 300 Millionen Euro, darunter Erkältungsmedikamente und Venenmittel.

„Mit den Übernahmen bei rezeptfreien Arzneien haben wir eine kritische Größe in Osteuropa gewonnen“, sagte Goldschmidt. „In Russland sind wir damit zur Nummer 1 bei rezeptfreien Markenprodukten aufgestiegen und ein noch wichtigere Ansprechpartner für Apotheken geworden.“ Bei Generika konzentriere man sich auf Lizenzierungen mit Partnern und die eigene Forschung.

Auch nach der Übernahmeserie seien neue Zukäufe möglich. „Wir sind immer offen für gute Deals und gute Marken. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt und passt, machen wir das“, sagte Goldschmidt. Dabei ziele man vor allem auf rezeptfreie Mittel in Europa, wo Stada Platz 7 belegt. Bei Generika sei Stada gut bereits aufgestellt.

Mit dem Fokus auf rezeptfreie Arznei wie Nahrungsergänzungs- und Erkältungsmittel stößt Stada in eine Lücke. Viele Pharmakonzerne wie auch Merck aus Darmstadt haben sich aus dem Markt verabschiedet. Frei verkäufliche Arzneimittel gelten als stabil, aber wenig wachstumsstark.