Bei der vom Wirbel um den Aufsichtsrat umgebenen Hauptversammlung des Generikakonzerns Stada hat Vorstandschef Matthias Wiedenfels den Aktionären Veränderungen versprochen. „Wir haben noch längst nicht unser gesamtes Potenzial ausgeschöpft – auch weil wir uns lange auf unserem Erfolg ausgeruht haben“, sagte er in Frankfurt laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript.
Stada sei in der Vergangenheit „manchmal zu unbeweglich gewesen“. Geschäftschancen hätten sonst konsequenter genutzt und unrentable Geschäftsfelder früher erkannt und abgestellt werden können. Man sei auch nicht transparent genug gewesen, sodass man sich nicht immer an dem Besten in der Gruppe habe messen können.
Und weiter: „Wir waren in der Vergangenheit an einigen Stellen zu hierarchie- statt businessplanorientiert, sodass wir unsere eigentlichen Stärken nicht immer vollständig ausspielen konnten.“ Schließlich sei man bei der Kommunikation der Ziele und Herangehensweisen nicht immer konsequent genug gewesen. Ein ehrliches Feedback von Kunden, Marktteilnehmern und Investoren haben einen so nicht immer rechtzeitig erreichen können.
„Das alles hat uns an der ein oder anderen Stelle Wachstum, Profitabilität und vielleicht auch Glaubwürdigkeit gekostet. Aber damit ist jetzt Schluss!“ Wiedenfels versprach höheren Umsatz, reduzierte Kosten, verbesserten Kapitaleinsatz, überlegtere Übernahmen und insgesamt mehr Effektivität und Effizienz. „In Zukunft wird es bei Stada keine lokalen oder regionalen Partikularinteressen mehr geben.“ Details sollen erst im Oktober verraten werden.
Wiedenfels hat den Vorstandsvorsitz vom langjährigen Unternehmenschef Hartmut Retzlaff übernommen, der Mitte August ausgeschieden ist. Stada kämpft derzeit gegen den Angriff des kritischen Investors Active Ownership Capital (AOC), der den kompletten Austausch der Kapitalseite des Aufsichtsrates fordert.
Über Änderungen im Aufsichtsrat soll heute entschieden werden. Im Laufe der weiteren Sitzung steht die Generaldebatte an, bei der die Aktionäre Fragen stellen und Meinungen abgeben können. Danach soll über die Besetzung des Aufsichtsrats abgestimmt werden. Von den bisherigen Vertretern der Anteilseigner sollen laut Management nur Aufsichtsratschef Martin Abend und seinen Stellvertreter Carl Ferdinand Oetker im Amt bleiben.
Das Management schlägt zwei Kandidaten vor, die von AOC abgelehnt werden und zwei, die beide Seiten unterstützen. AOC schickt drei Kandidaten ins Rennen, außerdem stellt sich ein einzelner Kleinaktionär.
Abend gab die Leitung der Hauptversammlung zu Beginn an eine Notarin ab. „Diese Hauptversammlung ist von großer Bedeutung für die Zukunft unseres Unternehmens“, sagte Abend. Er warb für seinen Verbleib im Aufsichtsrat. Er stehe für die Kontinuität des Gremiums. Bei den Kandidaten des Aktionärs AOC bezweifelte er deren Unabhängigkeit.
Nach Angaben des MDax-Konzerns waren am Freitag 57,05 Prozent des Aktienkapitals bei der Hauptversammlung vertreten. Das war ein Rekord – in den Vorjahren lag der höchste Wert bei 37 Prozent. Beobachter rechneten damit, dass die Chancen für den Verbleib von Abend umso besser stehen, je höher die Beteiligung der Aktionäre an der Hauptversammlung ist.
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