Nach der Übernahme mehrerer OTC-Marken von Sanofi durch Stada, sichert sich der Bad Vilbeler Hersteller den Vertrieb des Consumer-Healthcare-Sortiments in Teilen Europas. Beide Hersteller haben dazu eine Vereinbarung geschlossen, die für 20 Länder gilt. Die Markenrechte verbleiben bei Sanofi.
Stada wird künftig rund 50 Marken von Sanofi wie Dulcolax, Allegra, Bisolvon und Essentiale Forte N über den eigenen Vertrieb anbieten. Der Deal umfasst Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sowie die Niederlande, Irland, Malta und Bulgarien. Zudem gehören die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien dazu. Stada werde die eigene „starke Marktpräsenz“ in diesen 20 Ländern nutzen.
Stada-OTC-Chef Volker Sydow erklärt das Ziel: „Diese breit angelegte Marketing- und Vertriebsvereinbarung mit Sanofi ist ein weiterer Beweis dafür, dass Stada in Europa zunehmend ein Go-to-Partner für Consumer-Healthcare ist. Mit Stadas strategischem Consumer-Healthcare-Fokus auf Local-Hero-Marken sind wir zuversichtlich, dass wir das richtige Maß an Unterstützung, Engagement und Agilität bieten können, um diese Marken auf die nächste Stufe zu heben." Consumer Healthcare spiele neben verschreibungspflichtigen Generika und Spezialpharmazeutika eine zentrale Rolle in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens.
Stada gehört laut eigenen Angaben zu den fünf umsatzstärksten Consumer-Healthcare-Anbietern in Europa. Diese Position werde durch eine Kombination aus organischer Expansion gestärkt, mit Hilfe von Line-Extensions und Markeneinführungen in zusätzlichen Märkten sowie anorganischem Wachstum wie die Walmark-Übernahme und der Kauf ausgewählter Marken von GlaxoSmithKline im vergangenen Jahr. Ende Juni teilte Stada mit, von Sanofi 16 Marken im Bereich Consumer-Healthcare in europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien zu übernehmen. Der Deal soll mehr als 120 Millionen Euro schwer sein.
Bei Sanofi will man sich weiter auf andere Wachstumsmärkte fokussieren. „Diese langfristige, strategische Vereinbarung ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg von Sanofi Consumer Healthcare im Rahmen unserer strategischen Säule ‚Cutting & Embracing Complexity‘. Sie ermöglicht es, uns noch stärker auf unsere ‚Must Win‘- und ‚Stronghold‘-Gebiete und -Marken zu konzentrieren“, sagte OTC-Europachef Paul Martingell. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Vertriebsnetzwerk und der Präsenz von STADA in den von dieser Vereinbarung betroffenen Ländern weiterhin die Möglichkeit haben, die Marken noch stärker zu machen und den Verbrauchern den Zugang zu unserem bewährten Markenportfolio zu sichern.“
Die Coronakrise dämpfte das Geschäft im Bereich Selbstmedikation zuletzt: In den ersten drei Monaten sei der Umsatz aufgrund von Covid-bedingten Lageraufstockungen im Vorjahreszeitraum und einer geringen Nachfrage nach Husten- und Erkältungsmedikamenten in Europa um 7,3 Prozent zurückgegangen. Die OTC-Sparte geht zu einem großen Teil auf das traditionsreiche OTC-Geschäft von Boehringer Ingelheim zurück, das 2016 im Rahmen eines Spartentauschs an Sanofi gegangen war: Der französische Konzern hatte im Gegenzug seine Veterinärsparte Merial abgegeben. 2019 wurden die Marken Boxagrippal und Heumann-Tee an Angelini verkauft. Sanofi ist mit einem Anteil von rund 4 Prozent die Nummer 3 im weltweiten OTC-Markt hinter Bayer und GSK/Pfizer und vor Johnson & Johnson und Reckitt Benckiser.
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